Zweiter Persönlicher Magnetismus

Zweiter Persönlicher Magnetismus ist eine Ausstellung mit Werken von Liza Dieckwisch, Klara Kayser und Lucia Sotnikova. Im Persönlichen Magnetismus werden die Betrachtenden im Ausstellungsraum desorientiert: Kunstartefakte kreisen um sie herum. Diese Ausstellung ist wechselhaft, launisch, magnetisch, wichtig. Objekte der realen inneren Welt der Künstlerinnen werden wiederholt, spiegeln sich, nehmen sich ernst in ihrer Dopplung, dem Auflösen des Moments der Ausstellung und dem erneuten Formieren: wie Paare, die sich suchen, sich lösen, sich vervielfältigen, sich wollen, beieinander sind und sein müssen – anziehend und privat.
Dieckwisch, Kayser und Sotnikova graben in ihren Kunstarchiven und holen Gegenstände aus ihrem Alltag. Sie vertrauen auf ein gemeinsames Spiel, um ihre „Selbstbildnisse“ zu kombinieren, zu verwerfen und hervorzuheben. Der Fokus liegt (explizit) auf den Defekten, die einen wahren Persönlichen Magnetismus erzeugen. Es dreht sich um den Akt des sich selbst Darstellens, das Wiederholen von verflüchtigenden Momenten und das veränderte Einfangen. Dynamisch wie die Realität. In wechselnden Konstellationen entsteht so die Erinnerung an das bereits Gesehene und eine ehrliche zur Schau Stellung von Persönlichkeiten. Protagonisten sind die Arbeiten der Künstlerinnen, die sich immer wieder treffen, um die Betrachter anzuziehen und zu verlocken.
Ein Stammtisch also, der Persönliche Magnetismus. Bedingungslos in seiner Anziehung und wichtig in seiner Vertrautheit. Bereits Ende 2018 haben die drei Künstlerinnen mit demselben Thema eine Persönlicher Magnetismus Ausstellung in Düsseldorf realisiert. Da Titel und Thema eine Ruhelosigkeit und einen konstanten Prozess beschreiben, ist jede Ausstellung Persönlicher Magnetismus auch immer ein/e Zeitzeug*in und in seiner Art so wandelbar und launisch wie eine Persönlichkeit. Jeder Persönliche Magnetismus passt sich seiner Zeit und seinem Ort an. Die Begeisterung für die gegenseitige Arbeit und die Bereicherung durch die gemeinsame Arbeit sind Gründe für die untypische Gruppenausstellung in der Autorenschaft auch in ihrer Zerstörung oder Nichtbeachtung wichtig ist. Die drei Künstlerinnen haben sich 2011 an der Kunstakademie Düsseldorf kennengelernt – und sehen trotz sehr verschiedener Medien eine starke Verbundenheit und Offenheit in ihrem künstlerischen Ausdruck.

 

Liza Dieckwisch

Sie schwimmt Beizeiten in Substanzen. Dann wird sie verschlungen, was nicht immer ungefährlich ist. In diesem Zustand gibt es eigentlich kein Oben und kein Unten (wir haben uns geirrt …). Es ist wabbelig. Sie taucht immer wieder auf. Oder sie steigt hinab. Wie auch immer man es nennen mag. Und dann spielt sie ziemlich ausladend mit ihrem Essen. Die Arbeiten von L.D. stammen aus einer Welt mit anderen physikalischen Gesetzen. Oft kann man nicht nachvollziehen, ob etwas flüssig ist, und in welche Richtung es fließt, wie als wäre die Schwerkraft zwischendurch ausgeschaltet gewesen. Die Anarchie von L.D. verbreitet sich und beeinflusst auch die ästhetischen Richtlinien – das Ekelhafte ist besonders schön und wertvoll. Was immer stabil bleibt ist die Neigung zu Farbe und der angstlose Umgang mit Kitsch.

 

Klara Kayser

Das Überlebensgroße ist in Klara Kaysers Arbeit wichtig. In Einzelteilen werden unsere Körper ohne Abbildung seriell gefertigt. Im Zwischenzustand von Körper, Bild und Wort bleibt der Betrachter. Die Werke von K.K. sind keine Abbildungen von Gegenständen, sondern in einen festen Zustand gebrachte Poesie, die diese Gegenstände und Phänomene beschreiben. Ihre Arbeitsmethode ist wie von einem erfahrenen Jäger: Sie bereitet eine Falle vor und versteckt sie hinter Witzigem, und wenn man in die Falle fällt, versteht man die Tiefe der Gedanken dahinter. Einige Skulpturen von K. K. könnten als ein Bilderrätsel gelesen werden, gleichzeitig bleiben einige als Text „aussehende“ Texte nur als Bild wahrnehmbar.

 

Lucia Sotnikova

Lucia Sotnikova seziert Bilder; wie Fragmente aus einer fremden und doch vertrauten Gegenwart liegen sie vor uns. Rubinrot, Silber und Silbergold sind die Eingeweide ihrer Arbeiten. Lucia Sotnikova sortiert ein Rätsel und es ist klar. Sie hat alles in der Hand. Sie hat uns alle in der Hand. Sie sortiert unsere Realitäten und gibt ihnen ein Gesicht. Ihre Welten sind vielzählig: Hochrisiko-Umgebungen. Mit Schlangen und Spinnen und goldenen Identitäten. Sie ist nicht klein und sie ist aus Glas aber sie ist nicht durchsichtig. Das Gegenteil. Das komplette Gegenteil.

 

Ausstellungsfotos: Stephan von Knobloch

 

Gefördert durch: Kulturamt Stadt Essen