Residenzzeitraum: 15.11. – 31.12.2022
Die Arbeit mit und im digitalen Raum ist zentrales Thema der Arbeiten von Aron Schmidtke und Jamin Pamin (leben u. arbeiten beide in Dortmund). Internettrends, subkulturelle Strömungen, aber auch die Ästhetik des Digitalen werden in eine dingliche Welt übersetzt. Das Unperfekte und Fehlerhafte, das an Schnittstellen zwischen dem Digitalen und dem Analogen entsteht, wird dabei in den Fokus genommen. Im Kunsthaus Essen wollen die beiden Künstler ein Raumkonzept realisieren, das sich mit dem unbestimmten menschlichen Bedürfnis nach Unordnung beschäftigt. Das Projekt Goblin Mode: activated soll einen Gegenpol zum vorherrschenden Druck zur Selbstoptimierung darstellen und mit Humor Ideale wie Ordnung, Struktur und Schönheit in Kritik nehmen.
In Residence
Ein Artist in Residence-Projekt des Kunsthauses Essen
Für lokal und regional ansässige Künstler*innen in der Metropole Ruhr
Der Residenzgedanke
Künstlerische Kreativität ist nicht einfach eine Frage gestalterischer Kraft und Begabung, sondern auch eine sozialer Umfelder und individueller Lebenskontexte. Künstlerinnen und Künstler brauchen um sich selbst – und damit ihre künstlerische Position – immer wieder neu erfinden zu können Zeit, Raum und Ressourcen zur Reflexion, Recherche und Erprobung der eigenen produktiven Grenzen und Möglichkeiten.
Von zentraler Bedeutung für diesen kreativen Erneuerungs- und Aufladungsprozess haben sich Artist in Residence-Projekte sowie Researchprogramme erwiesen, die in vielen Institutionen für Künstler*innen unterschiedlicher Sparten und Professionen angeboten werden.
Da Künstler*innen unter den unterschiedlichsten Bedingungen leben und arbeiten, gehört der Anspruch, dieser strukturellen Diversität durch eine Vielzahl unterschiedlichster Fördermassnahmen Rechnung zu tragen, zu den großen Herausforderungen der Residenzprogramme. Das betrifft vor allem auch den zeitlichen und finanziellen Rahmen der Residenzaufenthalte, der die ganze Spannbreite von Kurzzeitstipendien bis zur Unterstützung von Jahresaufenthalten kennt.
Auch die inhaltlichen Rahmenbedingungen, die diese Programme anbieten, sind so divers wie die Kunst selbst. Während eher klassisch ausgerichtete Programme Rückzugsorte zur Verfügung stellen, in denen die vollständige Konzentration auf das eigene künstlerische Denken und Handeln gelebt werden kann, schaffen neuere Programme oft Möglichkeiten der Einbettung in Lebens- und Arbeitsformen fremder Kulturen und anderer künstlerischer Communities oder unterstützen gezielt Reisetätigkeit und Rechercheaufenthalte. Diese programmatische Öffnung der kulturellen Perspektive wird unterstrichen durch den spartenübergreifendem Zuschnitt aktueller und jüngster Residenzprogramme. Sie zielen nicht nur auf Künstler*innen unterschiedlichster Sparten, sondern auch auf Kritiker*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen.
Entsprechend unterschiedlich sind die Resultate, die am Ende eines Residenzaufenthaltes stehen können. Sie können sich in Ausstellungen, Performances, Installationen, Kompositionen, Konzerten, literarischen Texten, Kunstkritiken, wissenschaftlichen Vorträgen, Videos, Reiseberichten oder urbanen Interventionen dokumentieren. Es existieren aber auch Programme, in denen die Resident*innen befreit von einer solchen Dokumentationspflicht ihre Residenzzeit als einen absoluten Freiraum erleben.
Durch ihre Präsenz und ihr Engagement auf dieser Ebene entstehen sowohl für die Künstler*innen, die Residenzprogramme wahrnehmen, als auch für die Orte und Institutionen, die solche Programme entwickeln, anbieten und organisieren, vielfältige fruchtbare Wechselbeziehungen. Die Möglichkeit beider Seiten Netzwerke zu knüpfen, Kooperationen einzugehen und einen lebendigen Austausch von Ideen zu praktizieren, schafft die Basis dafür, dass sich Residenzorte zu Brennpunkten inhaltlicher Diskurse, zu Plattformen interdisziplinären Austausches und zu Experimentierstätten künstlerischer Kooperation entwickeln können. Ihre nationale wie internationale Vernetzung macht sie zu einem Eckpfeiler des kulturellen Lebens, welcher der Kunstwelt einen einzigartigen Möglichkeitsraum eröffnet, in dem Neues und Anderes entstehen kann – mit anderen Worten Zukunft.
In Residence – Ziele und Inhalte
Das Artist in Residence-Projekt will lokal wie regional in der Metropole Ruhr ansässigen Künstler*innen unterschiedlicher Sparten die Möglichkeit bieten, im Kunsthaus Essen und dem hier vorgehaltenen Wohn- und Arbeitsatelier künstlerische Arbeiten zu erproben, Rechercheprojekte in Gang zu setzen, neue Kontakte zu dem im Kunsthaus arbeitenden Kulturschaffenden zu knüpfen und in dem vorhandenen Ausstellungs- bzw. großzügig bemessenen Veranstaltungsraum die erarbeiteten Ergebnisse öffentlich in Form einer Ausstellung, Performance, Lesung, Lecture oder anderen künstlerischen Darbietung zu präsentieren.
Das Kunsthaus Essen reagiert mit diesem Projekt und der geplanten Bereitstellung von räumlichen, finanziellen und personellen Ressourcen unmittelbar auf den von Künstler*innen immer wieder angesprochenen Mangel an Produktions-, Probe- und Präsentationsräumen sowie an fehlenden Gelegenheiten, neue Interessenten und künstlerische Kooperationspartner zu erreichen. Der Fokus des geplanten Artist in Residence-Projektes richtet sich bewusst auf lokal ansässige Bildende Künstler*innen, Performer*innen, Tänzer*innen, Literat*innen und Musiker*innen, um deren Arbeitsmöglichkeiten in der Stadt Essen nachhaltig zu fördern und zu verbessern und zugleich die Existenzbedingungen von Kunst, Künstler*innen und Kultur in Essen sowie deren Bedarfe im Rahmen von Begleitveranstaltungen zu thematisieren und öffentlich zur Diskussion zu stellen.
Die Idee einer lokalen Residenz eröffnet so den Künstler*innen die einzigartige Möglichkeit, durch eine innerstädtische Ortsveränderung eine produktive Distanz zur vertrauten Praxis des eigenen künstlerischen Handelns zu gewinnen und zugleich durch die mit dem Residenzprogramm verbundenen Begleitveranstaltungen in eine Reflexion der kulturellen Infrastruktur eintreten zu können, in die ihre kreative Arbeit eingebettet ist.
Der damit verknüpfte Perspektivwechsel, d.h. die Möglichkeit, die eigene künstlerische Arbeit kritisch zu reflektieren, das Bekannte und Gewohnte aufzubrechen, um daraus neue Perspektiven zu entwickeln, und sich zugleich zurückzuziehen, um auf sich selbst konzentriert die Antriebskräfte künstlerischen Handelns abzurufen, besitzt gerade nach einer Zeit der pandemiebedingten Abgeschlossenheit, der damit verbundenen Kommunikationslosigkeit und fehlenden Möglichkeiten eine besondere Dringlichkeit, die das Residenzprojekt aufzufangen und in Produktivität umzuwandeln versucht.
Das im Kunsthaus Essen temporär implantierte Residenzprogramm versteht sich damit auch als Reflexionsplattform künstlerischer, kultureller und kulturpolitischer Diskurse, die zu führen entscheidend für eine zukunftsfähige kulturelle Profilierung der Stadt Essen ist.
In Residence – Organisationsstruktur
Die Ausschreibung des Residenz-Projektes richtete sich an professionell arbeitende Kunstler*innen mit Wohnsitz in Essen und der Metropole Ruhr. Zugelassen wurden alle Bereiche der Bildenden Kunst, Literatur, Musik, Tanz und Performance sowie interdisziplinäre Ansätze. Bewerben konnten sich Einzelpersonen und/oder Künstler*innengruppen mit bis zu zwei Personen ohne Altersbeschränkung oder thematische Vorgaben.
Für beide Residenzzeiträume werden Künstler*innen-Honorare sowie Produktionsmittel zur Verfügung gestellt. Eingebettet ist das Angebot in zwei Begleitveranstaltungen, die die Herausforderungen aber auch das Potenzial künstlerischer Produktion vor Ort im Spiegel individueller künstlerischer Positionen sichtbar machen und kritisch reflektieren.
Jury
Anja Herzberg (Kulturamt Stadt Essen)
Hanna Fink (gnmr – Gesellschaft Neue Musik Ruhr)
Renate Neuser (Künstlerin, Kunsthaus Essen)
Joel Roters (Künstler, Kunsthaus Essen)
Dr. Uwe Schramm (Geschäftsführer Kunsthaus Essen)
Das Artist in Residence-Projekt „In Residence“ wird finanziert durch das Kulturamt der Stadt Essen.