Ausstellungsarchiv

Memories of an elephant

Tamina Amadyar, Pierre Knop, Simon Laureyns, Mathias Malling Mortensen

03.09. – 15.10.2017

„Memories of an Elephant“ ist ein Ausstellungsprojekt, das sich um eine Positionsbestimmung gegenwärtiger Malerei bemüht. Die vier ausgewählten künstlerischen Positionen oszillieren zwischen figurativen, abstrakten und zuweilen nahezu ornamentalen Gestaltungsansätzen. Sie finden ihre Motive ebenso in der individuellen Imagination wie in der Befragung und tiefgründigen Auslotung bildnerischer Gestaltungselemente. Die Grammatik der Bildsprache speist sich aus vorgefundenen und in den künstlerischen Kontext überführten Relikten der Alltagswirklichkeit, das jeweils zum Einsatz gebrachte Vokabular lässt ein Wirkungsfeld entstehen, das eine fokussierte Wahrnehmung von Raum und Zeit ermöglicht sowie den Betrachter der Bilder unterschwellig mit den Versatzstücken seiner individuellen Weltsicht konfrontiert.

Tamina Amadyar

In den neuen Bildern wendet sich Tamina Amadyar verstärkt der Erfahrbarkeit der Leinwand als Bildraum zu. Ihre mit Pigment und Hasenleim angerührten flüssigen Farben – es sind immer nur zwei – visualisieren in ihrem Zusammenwirken den Prozess des sich verhaltenen Vorantastens innerhalb des eigentlichen Malvorgangs.
Mit den Farben setzt die Künstlerin einige wenige,einfache Formen großflächig auf die Leinwand, die damit eine bestimmte Struktur und Einteilung erhält. Durch die Einteilungen und das Ausmalen der Formen und Ränder der Leinwand wird der Bildraum als solcher und dessen Grenzen definiert. Halbtransparente Überlappungen der verschiedenen Farben lassen neue Formen sowie Schatten innerhalb der so entstandenen Farbflächen entstehen. Es entsteht eine besondere Lichtstimmung, eine (un)bestimmbare (Tages)Zeit wird angedeutet.
Tamina Amadyars Bilder lassen die Zeit optisch erfahrbar werden. Mt den übereinandergelagerten Farbschichten offenbart die Malerei ihre zeitlich bedingte Entstehung und lässt die Spuren eines langsam auslotenden Heranwagens an das Bild erkennbar werden.

Pierre Knop

Gewichtheber in String-Tangas, ein Duell unter Palmen oder brennende Scheiterhaufen sind Motive, mit denen sich die Betrachtenden von Pierre Knops Arbeiten konfrontiert sehen. Traditionelle Bildgenres wie Stillleben, Landschaftsmalerei oder historische Szenarien werden spielerisch als Rahmen für die eigenen Narrationen genutzt. Der Maler spinnt intuitiv aus seinem Gedächtnis Versatzstücke verschiedenster Bilder zu bizarren Szenarien. Diese spielen sich häufig an exotischen Schauplätzen, Sehnsuchtsorten oder in Traumlandschaften ab. So umrahmen Palmen, Wälder und Sonnenuntergänge abgelegene Hütten. Durch die freie Malweise, die eigenwillige Wirkung der Farben und die Verwendung unterschiedlicher Materialien wie Ölfarben, Ölkreiden oder Buntstiften wird eine besondere visuelle Unmittelbarkeit erzeugt. Teils dickliche, unförmige oder verzerrte Figuren ergänzen die vordergründige Unbedarftheit einer Bilderwelt, die konsequent mit einem ironischen Subtext versehen ist.
Die humoristisch wirkenden Szenen verschleiern zunächst das grundsätzliche Interesse Pierre Knops an sozialen Strukturen, Rollen und Herrschaftsverhältnissen. Zugleich ermöglicht die ironische Fassade eine spielerische Annäherung an die vielfältigen Erscheinungsformen derselben. Entsprechende Motive werden durch eine vereinfachte Darstellungsweise abstrahiert und ihrer Brutalität beraubt. Auf diese Weise fungiert die scheinbare Naivität der Malerei als Strategie der Annäherung an die Rezipierenden und transportiert die fremden Imaginationen in deren Lebenswirklichkeit.

Simon Laureyns

Simon Laureyns „eightball paintings“ entstehen durch das Billard-Spiel: Infiziert vom Spiel bewegen sich die Akteure geradezu tänzerisch um den Billard-Tisch herum, konzentriert darauf, im nächsten Moment die richtige Entscheidung über den weiteren Verlauf des Spiels zu treffen und mit dem Queue und den in Bewegung gebrachten Kugeln ihre unübersehbaren Spuren auf dem Filz zu hinterlassen. Mit diesen Prozessen und Manifestationen spielerischer Gesten bietet das Billard-Spiel entscheidende Referenzpunkte, die für den Künstler die elementaren Grundlagen von Malerei berühren.

Mathias Malling Mortensen

Mathias Malling Mortensens bildnerisches Universum kreist um Linien, Flächen, Räume und Umrissformen. Der Ausgangspunkt seiner Arbeiten besteht in der Beschäftigung mit dem Raum, einer Umrisslinie, einer einzelnen Form und ihrer Beziehung zur zunächst vorgegebenen Leere des jeweiligen Bildträgers, der im Zuge des künstlerischen Arbeitsprozesses mit nach und nach hinzugefügten Farben eine besondere Struktur erhält. Im Zusammenspiel der von Mortensen ausgesprochen sparsam eingesetzten Gestaltungsmittel gewinnt der Raum, gewinnen die flächigen Dimensionen seiner Bilder eine besondere optische Präsenz. Von dem Gewebe aus Linien, Flächen und Formen gleitet der Blick des Betrachters unaufhörlich in die Leere dazwischen, woraus sich ein optisch reizvolles, vexierbildhaftes Wechselspiel ergibt, das die Bildläche entscheidend belebt und den Blick in permanenter Bewegung hält.

Fotos: Stephan von Knobloch

 

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