Ausstellungsarchiv

Stille // Nacht

Ein zweiteiliges Ausstellungsprojekt im Kunsthaus Essen und im Künstlerhaus Dortmund

Ausstellungsdauer: 14.12. – 23.12.2001

Die Ausstellung Nacht findet in Kooperation mit dem Künstlerhaus Dortmund statt, das zeitgleich Kunstwerke zum Thema Stille zeigt: Stille Nacht. In der Galerie und im Kabinett zeigen vier Künstler*innen Arbeiten, die sich mit Licht, der Abwesenheit von Licht und dem Schlaf beschäftigen: Dirk Schlichting, Wolfgang Spanier, VA Wölfl und Stefanie Zoche.

Dirk Schlichting und Wolfgang Spanier, die beide schon mit Licht bearbeitet haben, werden spezielle Rauminstallationen und Nachtsituationen für das Kunsthaus entwerfen. Aus VA Wölfls Performance „Lichtbrechen“ ist ein Video zu sehen, und Stefanie Zoche, die sich bereits intensiv mit den Themen Nacht und Schlaf auseinandergesetzt hat, wird eine Raum-Film-Installation mit großformatigen Bildern von Schlafenden zeigen.

Videosequenzen aus der medizinischen Schlaf-/Schnarchforschung bilden einen eigenartigen Gegenpol zu den künstlerischen Positionen.

Im Rahmen des Projekts Stille Nacht werden Begleitveranstaltungen angeboten: Die Künstlerinnen und Künstler feiern im Kunsthaus Essen am 21.12.2001, der längsten Nacht des Jahres, die Nacht der Nächte. Im Künstlerhaus Dortmund findet am 13.1.2001 ein Fest zur Finissage des Projekts statt.

 

„Nacht-und-Nebel-Aktion. Die Nacht zum Tage machen. Nachtaktiv. Umnachtet. Nachtasyl, Nachtblau, Nachtcreme. Die Nacht gibt sich als geschwätzige Diva in tausend Verkleidungen: schillernd, bunt, jedem Herren zu Diensten. Ein Bestandteil der Nacht wird jedoch gern verschwiegen: die Stille. Stille ist schwer auszuhalten und selten geworden.

Wenn der Kunstsucher Glück hat, findet er beides, wie in den Kunsthäusern in Essen und Dortmund: STILLE//NACHT. Mal finden Stille und Nacht zusammen und spielen Yin und Yang, mal stoßen sie sich ab. Eins allerdings findet man in beiden Häusern im Dezember nicht – Anzeichen der kommerzialisierten Rührseligkeit, die euphemistisch mit „Stille Nacht“ umschrieben wird. Weil Nacht und Stille durchaus nicht gleichzusetzen sind, hat man sie räumlich getrennt. Gezeigt wird in dieser konzentrierten Doppelschau ein Strauß von nur sieben jungen und jüngsten Positionen, die sich glücklicherweise nicht dazu hinreißen lassen, den Topos allein in ein naheliegendes Narratives weiterzuentwickeln.

Besonders zwei kontemplative Raumsituationen zeigen sich nachhaltig. Eva-Maria Kollischans Dortmunder Installation „WO.ORT“ zwingt dem Besucher die Stille mit geradezu klinischer Präzision auf: „Ich weiß, was gut für dich ist“, sagt der weiße Raum, und er duldet keine Widerrede. Banale, billige Materialien wie Dämmplatten, Styropor und PVC-Folie, die sonst hinter festen Außenfassaden verschwinden, fügen sich zu einer Art elastischer Gummizelle, in der alle Empfindungen ein wenig aus der Normalität gerückt werden. (…)“

(Magdalena Kröner. In: Kunstforum International Bd. 159)

Fotos: Künstler*innen, Joachim Schulz (für Eva-Maria Kollischan)