Ausstellungsarchiv

Ich bin schon da

Philipp Morlock

Abschlussausstellung des 8. Stipendiaten des Stipendiums „Junge Kunst in Essen“
Ausstellungsdauer: 06. 05. – 11. 06. 2006

In Philipp Morlocks Skulpturen mischen sich Orte und Zeiten, innere, ganz und gar individuelle, und äußere, kollektive und soziale. Dabei werden unterschiedliche historische, soziale und mentale Bewegungsarten zu Körpern verdichtet, die das narrative Potential, das in ihnen steckt, nicht verleugnen. Philipp Morlock untersucht verschiedene Arten der Beweglichkeit. Er erkundet ihre Körper, erforscht das mythische und metaphorische Terrain, das sie generieren und gibt den Räumen und Zeiten, in die sie vorstoßen, die sie imaginieren und speichern, Gestalt.“ (Thomas Wagner)

Morlock verwendet gebräuchliche Fortbewegungsmittel wie Mofas, um deren materielle Erscheinung durch minimale, aber gezielte Eingriffe mit neuen Bedeutungen aufzuladen. Konsequenterweise verleiht er seinen Mofa-Skulpturen Namen aus der Weltgeschichte, Mythologie oder der Populärkultur. Bei „Lamri“, einem leuchtend orange gefärbtem Gefährt, das nach dem Pferd von König Arthur benannt ist, erscheint über dem Tank ein Teppich aus BMW-Markenzeichen, der als Tarnkappe und Kettenhemd zugleich, die stählerne Haut vor Verletzungen schützen soll.

„Jolly Jumper“, das sprechende, stets wachsame Pferd des Comic-Helden Lucky Luke, erscheint bei Morlock in Gestalt eines weiteren motorisierten Zweirades, das ein weit verzweigtes System aus Spiegeln am Lenker trägt und einen roten Benzinkannister mit dem Namen „Essen“ – anstelle des bekannten Firmenlogos „Esso“ – als Anspielung auf die derzeitige Residenz des Künstlers mit sich führt.
Die durch Morlocks künstlerische Verwandlungsstrategien angeregte Imaginationskraft verleiht den mechanischen Körpern neue poetische Bedeutungsdimensionen, in denen sich individuelle Erinnerungen, Träume und Sehnsüchte spiegeln.

 

Fotos: Ingrid Weidig