Ausstellungsarchiv

Kritzkratz-City

Kritzkratz: Lili Voigt und Marcus Krips

Multi-Media-Installation

Ausstellungsdauer: 16.01. – 15.02.1998

Kritzkratz sind Lili Voigt und Marcus Krips. Die beiden Künstler*innen arbeiten schon seit den Anfängen der Medienkunst zusammen. In ihren Arbeiten nutzen sie das Medium Computer in einer Mischung von High Tech und klassischer Malerei. Oft durchbrechen sie dabei mit produktiver Kraft scheinbare Regeln. In der Welt der Überfülle karikieren sie das Gewohnte, Skurriles und Überraschendes lässt sich betrachten, sie stellen sich gegen Konventionen, sie verfremden mit technischen Mitteln und verletzen dabei Regeln zu herkömmlichen Verfahren mit den Medien.

KRITZKRATZ-CITY ist ein 8 Meter x 2,50 Meter großes, bemaltes und besprühtes Leinwandbild, das als eine Art Landkarte für die dazugehörige CD-ROM funktioniert. Die CD-ROM wird von den Besuchern am Computer gespielt, dadurch können sie in die Stadt eintauchen, Häuser betreten, beispielsweise dort den Fernseher einschalten, Wege durch und hinter die Stadt entdecken. Malerei, Computergrafik, Fotografie, Video, Text und Sound machen die Tour zu einem multimedialen Erlebnis.

 

„Kritzkratz ignoriert die immer noch bestehenden Grenzen zwischen Kunst und Unterhaltung, Unterhaltung und Bildung sowie Kunst und Spiel. Für Lili Voigt und Markus Krips ist alles Material für die Kunst, zitierbar und adaptierbar, alles, was im Museum hängt, steht oder liegt, Eintritt kostet, alles, was Stolperstein oder Dauerbrenner der Seh- und Hörgewohnheiten ist.

Kritzkratz-City, in der Version des gemalten und collagierten Panoramabildes und insbesondere in seiner multimedialen Variante, stellt eine Art Speicher urbaner Erfahrungen dar. Telekommunikations-Konsumgesellschaft, Wegwerfmoral, Pappteller und Plastikbecher, fast food, Oberflächlichkeit, Auflösung von Grenzen und Werten, totale, aggressive Werbung und Vermarktung, Lärm, Gestank, Manipulation von Natur, Mensch und Tier, Umweltkatastrophen… Gewissermaßen als objets trouvés unserer Kultur und Unkultur – als throwaway-Artikel, sound-, text- und image-bites – werden diese Phänomene mit allen zur Verfügung stehenden alten und neuen Mitteln in Kritzkratz-City aufgenommen, bearbeitet und nach künstlerischen Prinzipien komponiert, vervielfältigt, gereiht und multi- bzw. mixed-medial arrangiert. Die Ästhetik des Kinderzimmers verfließt dabei mit der hohen Kunst, der Subkultur und der elektronischen Bildgestaltung auf eine scheinbar so kinderleichte Weise, daß der raffinierte High-tech-Einsatz sich nie in den Vordergrund der audiovisuellen Erfahrung drängt.

Die multimediale Kritzkratz-City von Lili Voigt und Markus Krips ist gleichzeitig Arbeitsspeicher, Dokumentation und Experimentierfeld – jederzeit um Bausteine erweiterbar. Ausgangspunkt, Klammer und Kulisse ist das gemalte, gesprühte und collagierte Leinwandbild der Stadt – für die CD-Rom fotografiert und eingescannt und mit ungefähr 300 anklickbaren Feldern versehen, die mit der Maus geöffnet werden können. Als Passanten sind wir auf dem Weg durch die Stadt – analog zum „natürlichen“ Soundtrack – mit einer Lärmkulisse umgeben, in der sich die unterschiedlichsten, kaum differenzierbaren Geräusche mischen. Wir lesen kleine poetische Textfetzen, lautmalerische Konstrukte, sehen kleine Computeranimationen, quicktime-VR movies, Video-Text-Kombinationen, reproduzierte Fotos und Hologramme…

So erscheint die virtuelle Kritzkratz-City als ein Mischwesen aus einer Drohung vor und einer Hommage an einen Faszination und Horror verkörpernden, erhaltenswerten Lebensraum, der ebenso lustvoll erlebt werden kann wie er entstanden ist.“

(Helen Koriath)

 

KritzKratz sind:

Lili Voigt

geb. 1965. Ausbildung zur Fotografin bei Studio Schafgans, Bonn.

Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien Köln (Diplom für audiovisuelle Medien).

Marcus Krips

geb. 1965. Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Nam June Paik und Michael Buthe.

Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien Köln (Diplom für audiovisuelle Medien).