Andreas Golinski, Werner Hannappel, Barbara Köhler
Ausstellungsdauer: 14.01. – 13.02.2022
Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 15 – 18 Uhr u.n.V.
Kurator: Denis Bury
HOME!
Eine exemplarische Bestandsaufnahme künstlerischer Positionen in der Metropole Ruhr
Mit der fünfteiligen Ausstellungs- und Projektreihe HOME! im Kunsthaus Essen wird die „Metropole Ruhr“ als Wissensspeicher und Produktionsort künstlerischer Arbeit diskutiert. In jedem Kapitel werden dazu unter Berücksichtigung bestimmter Schwerpunktsetzungen verschiedene Koordinaten und Bezüge aufgerufen. Als verbindende Basis fungiert dabei das Kunsthaus Essen in seiner Eigenschaft als Ausstellungsort, Recherchemodul und Wegweiser möglicher Blickachsen, die eine neue Wahrnehmung der regional verorteten Kunstproduktion zulassen.
Parallel zu den Ausstellungen im Kunsthaus werden zur eigenen Erkundung imaginäre Wege durch das Ruhrgebiet ausgewiesen, die u.a. zu Kunst im öffentlichen Raum, historischem Kulturgut sowie ausgewählten Sammlungen der Region führen.
Darüber hinaus ist für die Ausstellungsbesucher eine kleine, neu angelegte „Bibliothek der Möglichkeiten“ zugänglich, die ausgewählte Sammlungskataloge, biographische Publikationen und Beispiele literarischer Auseinandersetzungen mit der Region enthält. Das Inventar der Bibliothek wird im Zuge der Projektentwicklung fortlaufend erweitert und ergänzt. Zugeordnet werden dem physischen Bestand der Bibliothek Links und Hinweise, die zu themenrelevanten Internetseiten führen.
Bereitgestellte Podcasts mit den beteiligten Künstler*innen laden künftig zur unmittelbaren Auseinandersetzung mit künstlerischen Sichtweisen und Ideenfindungen ein.
HOME! Orientierungen
Während sich der erste, mit „Beobachtungen“ überschriebene Teil der Ausstellungsreihe mit den Wahrnehmungs- und Wirkungskreisen von ausgewählten Künstler*innen im Ruhrgebiet beschäftigte und dabei den Blick der Besucher*innen auf die eigene Wahrnehmung zu lenken suchte, steht im zweiten Teil das Thema „Orientierung“ zur Diskussion.
Ausgehend von historischen Debnkmalen der Region, werden aktuelle künstlerische Positionen in der Ausstellungssituation den Betrachter*innen zur eigenen Auseinandersetzung angeboten. Sie bieten Anhaltspunkte für eigenen Standpunkte und deren Diskussion.
Ausgangspunkte für die Auseinandersetzung mit der Ausstellung sind zuerst die im Ruhrgebiet zahlreich vorhandenen Bismarckstatuen, die gleichzeitig als Denkmal und Kunst im öffentlichen Raum zur tiefergehenden Betrachtung und Interpretation Anlass geben. Warum stehen sie da? Wie nehme ich sie wahr? Wie wurden sie wahrgenommen?
Ideelle und reale Blickpunkte dieser Auseinandersetzung zeigen und weisen uns Koordinaten wie sie ebenso Grundlage im Werk des Bildhauers Andreas Golinskis, sind – jedoch in diametraler Ausrichtung: Golinski erarbeitet anhand historischen Materials, u.a. Architekturen und sozialen Interaktionen sowie Installationen mit bildhauerischen und dokumentarischen Elementen. Die so entstehende Betrachtung kann dabei die Selbstreflexion erreichen.
Dagegen erscheint die von Werner Hannappel erstmals präsentierte Fotoserie zunächst als Ruhepol der Ausstellung. Erst im zweiten Blick und in der historischen Dimension kippt im Zuge der Betrachtung die Auseinandersetzung in einen Parforceritt kultureller Diskussion.
Die Zügel übergeben bekommt die Präsentation einer Arbeit der Autorin und Lyrikerin Barbara Köhler.
In diesem Zusammenhang empfielt sich ein Besuch des „Tapferen Schneiderleins“ von Carl Emanuel Wolff im Kettwiger Skulpturenpark. Auch hier stellen sich Bezugspunkte der Arbeit zuerst klar, dann jedoch changierend dar: Das Schneiderlein sitzt erhöht, wirkt ruhig und beobachtend. Was beobachtet er? In der Betrachtung des beobachteten Objektes liegt eine Änderung des Perspektive.
So sensibilisiert, kann die eigene Betrachtungsweise am Gegenüber der Goldenen Madonna, der „ältesten erhaltenen vollplastischen Marienfigur der abendländischen Kunst“, geprüft werden und Blickwindel, Stand- und Orientierungspunkte für den eigenen Alltag bieten.
(Text: Denis Bury)
Bibliothek der Möglichkeiten
Die Bibliothek hat einen kleinen physischen Bestand, einlesbar im Kunsthaus Essen zu den Öffnungszeiten und nach Anmeldung. Weiterhin stellen wir Links, Podcasts und Titel zur eigenen Recherche zur Verfügung. Auch Ihre Empfehlungen nehmen wir gern auf.
Schreiben Sie an khe@kunsthaus-essen.de
Folgend finden Sie begleitende Literatur für diese Ausstellung:
Andreas Golinski
- Kat. d. Ausst. In den Tiefen der Erinnerung, Kunstmuseum Bochum & GRAU/T. ISBN 978-3868324648, 2018
- Spuren spüren, GRAU/T, 2016, http://andreasgolinski.com/wp-content/uploads/2019/03/SPURENSPÜREN_WEB.pdf
- Kat. d. Ausst. Andreas Golinski: Asche, GRAU/T & Museum Folkwang. Essen 2014.
- Kat. d. Ausst. Die Lücke, die der Kasten lässt. Kettler Verlag. ISBN 978-3-886206-288-1
- http://andreasgolinski.com
Werner Hannappel
- KunstOrt Ruhrgebiet. Bd. 3. Das Gelsenkirchener Musiktheater und die Blauen Reliefs von Yves Klein. Klartext-Verlag. 2003. ISBN 978-3-89861-225-8
- http://wernerhannappel.com
Barbara Köhler
- 42 Ansichten zu Warten auf den Fluss. Edition Korrespondenzen Reto Ziegler. ISBN 978-3-902951-28-1. 2017
- Niemands Frau: Gesänge. Suhrkamp-Verlag. Frankfurt a.M. 2007. ISBN 978-3-518-41911-3.
- Punctum Verlag. Duisburg 1996.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Köhler
Weitere
- Die goldene Madonna im Essener Münster: der Körper der Königin, edition tertium. 1996. 978-3-930717-23-1
- https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bismarckdenkmale_in_Deutschland
- https://www.skulpturenpark-kettwig.de/das-tapfere-schneiderlein
- https://www.instagram.com/paulaprint/
Paulaprint aka Klaus Schichtenberg besucht unerlässlich Ausstellungen, nicht nur im Ruhrgebiet, aber diese im Fokus. Dabei lädt er fotografische Eindrücke auf seinen Instagram-Account mit kurzen Angaben zu den Ausstellungen. Damit ist das bisher umfangreichste Online-Archiv aktueller künstlerischer Produktion und Rezeption im Ruhrgebiet entstanden.
Fotos:
(c) Stephan von Knobloch
(c) Denis Bury, Foto Publikationen Barbara Köhler, VG Bild-Kunst, 2022
Quellen- und Copyrightangabe:
Die Verwendung des Textes „Barbara Köhler: Niemands Frau. Gesänge“ und dessen öffentliche Aufführung im Rahmen der Ausstellung HOME! Orientierungen erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlages, Berlin.
(c) Barbara Köhler: Niemands Frau. Gesänge. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main. 2007
Die Ausstellung HOME! Orientierungen wird gefördert von der Allbau Stiftung und dem Kulturamt der Stadt Essen.
Das Ausstellungsprojekt HOME! wird gefördert durch: