Ausstellungsarchiv

HOME! Interaktion / Call the Curator

Call the Curator

Ausstellungsdauer: 10.6. – 10.7.2022

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 15 – 18 Uhr u.n.V.

Kurator: Denis Bury

 

HOME!

Eine exemplarische Bestandsaufnahme künstlerischer Positionen in der Metropole Ruhr

Mit der fünfteiligen Ausstellungs- und Projektreihe HOME! im Kunsthaus Essen wird die „Metropole Ruhr“ als Wissensspeicher und Produktionsort künstlerischer Arbeit diskutiert. In jedem Kapitel werden dazu unter Berücksichtigung bestimmter Schwerpunktsetzungen verschiedene Koordinaten und Bezüge aufgerufen. Als verbindende Basis fungiert dabei das Kunsthaus Essen in seiner Eigenschaft als Ausstellungsort, Recherchemodul und Wegweiser möglicher Blickachsen, die eine neue Wahrnehmung der regional verorteten Kunstproduktion zulassen.
Parallel zu den Ausstellungen im Kunsthaus werden zur eigenen Erkundung imaginäre Wege durch das Ruhrgebiet ausgewiesen, die u.a. zu Kunst im öffentlichen Raum, historischem Kulturgut sowie ausgewählten Sammlungen der Region führen.

 

HOME! Interaktion

Das vierte Kapitel der auf insgesamt fünf Teile hin angelegten Ausstellungs- und Projektreihe „HOME!“ thematisiert die Vielschichtigkeit des Beziehungsgeflechts, in dem sich die Produktion und Wahrnehmung von Kunst bewegt. Unter dem Titel „Interaktion“ initiiert das Projekt nicht nur innovative Modelle künstlerischer Kollaboration, sondern erforscht darüber hinaus neue Möglichkeiten der Kooperation zwischen Künstler*innen, Kurator*innen und dem Publikum. Ziel des Projektes ist es, kommunikative und reflexive Prozesse auszulösen, die das „statische“ Konzept von Präsentation und Rezeption „dynamisch“ entgrenzen und so die individuellen, lokal und regional verorteten Netzwerke als zentrifugale Kraft künstlerischer Arbeit und Repräsentanz sichtbar machen. Vor diesem Hintergrund fungiert das Kunsthaus Essen als impulsgebende Institution für zwei Expositionen, deren künstlerische Auswahl und Inszenierung des Gezeigten sich nicht als durch eine persönliche kuratorische Handschrift geprägtes Ereignis verstehen, sondern die sich als Überantwortung an einen fortlaufenden kreativen Prozess begreifen, der von den in ihn eingebundenen Kunstproduzent*innen und Rezipient*innen selbst gesteuert wird. Zu diesem Zweck werden in den Galerieräumen des Kunsthauses Essen zwei räumlich und inhaltlich getrennt voneinander organisierte Ausstellungssegmente eingerichtet, die jeweils unterschiedliche künstlerische Präsentationsformate aufrufen.

 

Call the Curator – Ein partizipatives Ausstellungsexperiment

Mit dem Projekt „Call the Curator“ erhält die Ausstellungsreihe „HOME!“ ein experimentelles Format, das in seiner Grundausrichtung ästhetische Kriterien, kuratorische Leitbilder und Kommunikationswege von Ausstellungsprojekten zum Thema hat. Dabei geht es dem Initiator des Projektes, Denis Bury, u.a. um eine theoretische Auseinandersetzung mit Fragen, welche die Tätigkeit eines/einer Kurator*in etwa bei der Auswahl von künstlerischen Positionen, Ausstellungsexponaten und der Inszenierung von Räumen bestimmt. Weiterhin sollen Themen im Rahmen des Projekts praktisch verhandelt, d.h. zwischen den Kunstschaffenden und dem verantwortlichen Kurator kommuniziert, diskutiert und durch praktische Umsetzung gemeinsam erprobt werden.

Die Realisierung dieses experimentellen Prozesses wird angestoßen durch eine öffentliche Ausschreibung, die Kunstschaffende mit Bezug zur Metropole Ruhr dazu aufruft, ein eigenes Werk in die Ausstellung einzubringen. Als Ausstellungsort für dieses Projekt stellt das Kunsthaus Essen einen seiner Ausstellungsräume im Galeriebereich zur Verfügung.

Der imperative Charakter des Ausstellungstitels – Call the Curator – signalisiert dabei den sich am Projekt beteiligenden Künstler*innen, dass für Fragen zur Werkauswahl, zur Platzierung der künstlerischen Arbeit im Raum oder der Korrespondenz bzw. Nachbarschaft mit anderen Arbeiten ein Kurator kontaktiert und zu Rate gezogen werden kann. Erst durch diesen Anstoß zur Interaktion gewinnt das Projekt seinen experimentellen Status. Künstler*innen und Kurator entscheiden im Rahmen eines kollektiven Austauschprozesses über den möglichen Verbleib der Arbeiten innerhalb des Ausstellungsgeschehens.

Dieser so zustande kommende interaktive und kommunikative Prozess wird – soweit möglich – durch akustische Gesprächsmitschnitte dokumentiert. Darüber hinaus sollen von den Künstler*innen angefertigte Fotografien, die den Ausstellungsraum bzw. die Wand vor und nach der Installation ihres Werkes zeigen, visuell festhalten, welche räumlichen Platzierungsoptionen für ihre Werke in Frage kommen.

Dementsprechend besteht das Ziel des experimentellen Ausstellungsformates nicht allein in der Einrichtung eines in sich stimmigen Ausstellungsraumes, sondern in der gemeinsamen Erörterung kuratorischer Grundfragen und Prinzipien und damit auch in der kreativen Hinterfragung kuratorischer Handlungsfelder und deren Beschränkung auf individuelle Entscheidungskompetenzen. Anders als in einer „klassisch“ kuratierten Ausstellung liegt bei „Call the Curator“ die Entscheidung über die Realisierung grundlegender Ausstellungsprinzipien nicht in den Händen einer einzelnen kuratorisch legitimierten Persönlichkeit, sondern sie steht in konkretem, verbindlichen Bezug zu gruppendynamischen Entscheidungsprozessen, welche von dem am Ausstellungsprojekt beteiligten Kunstproduzent*innen im Zusammenspiel mit dem Kurator bestimmt werden.

 

Bibliothek der Möglichkeiten

Die Bibliothek verfügt über einen kleinen, kontinuierlich wachsenden Bestand an ausgewählten Sammlungskatalogen, biographischen Publikationen und Beispielen der literarischen Auseinandersetzung mit der Ruhrregion, die den Ausstellungsbesucher*innen während ihres Aufenthaltes im Kunsthaus Essen in einem eigens dafür eingerichteten Dokumentationsraumes zur Verfügung stehen. Hier finden sich auch Kataloge und Bildmaterial zu den bislang beim Ausstellungsprojekt „HOME!“ gezeigten Künstler*innen. Zugeordnet werden dem physischen Bestand der Bibliothek Links und Hinweise, die zu themenrelevanten Internetseiten führen.
Bereitgestellte Podcasts mit den beteiligten Künstler*innen laden künftig zur unmittelbaren Auseinandersetzung mit künstlerischen Sichtweisen und Ideenfindungen ein.

Eine wesentliche Erweiterung erhält die Bibliothek durch Informationsmaterial von lokal und regional verorteten Netzwerken, Initiativen, Off-Räumen und Institutionen, die damit erstmals in konzentrierter Form dem Ausstellungspublikum präsentiert und zugänglich gemacht werden können.

 

Ausstellungsfotos: Stephan von Knobloch

 

 

Die Ausstellung HOME! Interaktion wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Essen.

 

Das Ausstellungsprojekt HOME! wird gefördert durch: