Ausstellungsarchiv

Der Bildermacher

Heinz Hausmann

Ausstellungsdauer: 23.10. – 21.11.1998

Dem ehemaligen Hüppi-Schüler und WP-8-Betreiber Heinz Hausmann zufolge gibt es gemalte Bilder und gezeichnete Bilder. Beide Gattungen sind sein Spielfeld, beide stehen für unterschiedliche Haltungen und beide zeigt er in der Essener Ausstellung.

Unter gemalten Bilder versteht Hausmann Arbeiten mit Ölfarbe auf Papier, die, ohne die mittlerweile Mainstream gewordene ironische Brechung bzw. Distanz, ganz ernstgemeint daherkommen. Diese Bilder entwickeln sich allein aus dem Material und nicht nach einem vorher gewählten Motiv, das anschließend mit diversen Maltechniken umgesetzt wird.

Dabei stehen für Hausmann subjektive Emotionen, aber auch die unterschiedliche Beschaffenheit von Gegenständen im Vordergrund, so daß es nicht verwundert, wenn er, weil er glitschige, feuchte Ölfarbe mag, als Motiv für seine gemalten Bilder Fische (in schlammigem Flußbett oder auf Asaroton-Mosaikböden drapiert) auswählt. Die Fische sind so gemalt, daß man ihre Haut zu fühlen scheint. Auch die trübe, sumpfige Unterwasserwelt sieht so aus, wie man sie schon am eigenen Leib erfahren hat. Die Mosaikböden dagegen, die verstärkt in den neuen Bildern zu sehen sind, sind derart trocken und stumpf im Farbauftrag, daß die sandige Trockenheit mediterraner Gefilde und die damit einhergehenden Gefühle auch im cleanen Galerieraum erfahrbar sind.

Die gezeichneten Bilder hingegen funktionieren anders; sie sind aus einer anderen Haltung heraus gearbeitet. In diesem Bereich bevorzugt Hausmann das intellektuelle, teilweise zynische, witzige oder boshafte Spiel, das durch die collagenhafte Zusammenbringung unterschiedlicher Bildmotive entsteht. Die bildnerische Technik ist auch eine gänzlich andere: Papierschnipsel stehen neben Zeichnungen und aquarellierten Passagen und ergeben so ein Bildganzes, das zahlreiche Bezüge offen läßt. Statt des Malens geht es hier um das Illustrieren von Begebenheiten. Es ist nicht Hausmanns Anliegen, die ihn umgebende Welt zu kommentieren, sondern vielmehr die auftauchenden Schnipsel der Wirklichkeit in seinen gezeichneten Bildern zu vereinen und sie dort einfach unkommentiert stehen zu lassen.

Hausmann zählt zu den wenigen, die es geschafft haben, zwei ganz unterschiedliche künstlerische Grundhaltungen in seinem Werk, d.h. seinen gemalten und gezeichneten Bildern zu vereinen.

(Sven Drühl)

Foto: Ingrid Weidig