Ausstellungsarchiv

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Francisca Gómez

Ausstellungsdauer: 18.05. – 29.06.2014

Abschlussaustellung zum 16. Stipendium „Junge Kunst in Essen“.
Ein Stipendium des Kunsthauses Essen in Kooperation mit dem Kunstring Folkwang

Francisca Gómez, geboren 1981 in Berlin (Meisterschülerin der UdK Berlin), überzeugt in ihrer fotografischen Arbeit mit einer sehr persönlichen Bildsprache. Am Beispiel der prozesshaften Fotoserie [1.986 E/km2 … Detroit], über den dramatischen Niedergang einer einst blühenden Industriestadt Nordamerikas (2011), oder der jüngst begonnen Arbeit über EUROVEGAS, einer Brachfläche in der Nähe von Madrid, auf der ein europäisches Las Vegas entstehen soll, macht die Künstlerin in medialer Selbstreflektion Wirklichkeit und soziale Prozesse sichtbar.

Und so plant Francisca Gómez auch die durch Strukturwandel und energetische Umnutzung entstandenen Brachflächen im Ruhrgebiet und in der Region um Essen zu untersuchen und wie sie selbst formuliert, „Häuser als soziale Körper“, respektive Gebäude und Landschaften transformatorisch bildhaft zu machen und dem Vergessen zu entreißen. Fotografie ist für Gómez ein „Instrument, das sich zwischen Sichtbarmachung und medialer Selbstreflexion bewegt“. Durch eine Sichtbarmachung des fotografischen Materials mittels analoger fotografischer Methoden wie Langzeit-, Mehrfach-, Unter- und Überbelichtungen oder des kalkulierten Einbaus von Unschärfen in das fotografische Bild gelingt ihr eine besondere Form der künstlerischen Transformation von Wirklichkeitserfahrungen, bei der sich innere und äussere Bilder übereinanderlegen, um daraus ein komplexes Feld an Darstellungen und Bedeutungen entstehen zu lassen.

Detroit, Madrid, EuroVegas: weltweit zeichnen die Folgen zügelloser ökonomischer Spekulation tiefe Spuren der Verwüstung in die Topographie der Städte. Ganze Metropolen werden dem Verfall preisgegeben, die Infrastruktur urbaner Randzonen gar nicht erst in Betrieb genommen und ehemals lebendige Landzonen in Mondlandschaften verwandelt. Die Spuren der Finanzkrise in Architektur, Infrastruktur und Landschaft sind nicht nur in Nordamerika, sondern auch in Süd- und Mitteleuropa unübersehbar. Und diese Krise schreibt sich als tiefe Furche in den sozialen Alltag der Menschen ein, die diese Regionen besiedeln.

Diesen Städten und Menschen ein Gesicht zu geben, sie als gesamtgesellschaftliches – und nicht als individuelles – Problem zu porträtieren, hat sich die Künstlerin Francisca Gómez zur Aufgabe gemacht. Die künstlerische Geste als Zeichen als Thematisierung gesellschaftlicher Verantwortung, das ist die Herausforderung, der sie sich stellt. Dass die Künstlerin zur Verwirklichung dieses Anspruchs ein geradezu klassisches Medium gewählt hat – die analoge Fotografie – verstärkt die von ihr angestrebte Reflexion der Verhältnisse. Zu reflektieren sind – das zeigen ihre fotografischen Arbeiten deutlich – nicht nur die ökonomischen Auswüchse und die daraus resultierenden sozialen Verwerfungen. Zu überprüfen ist auch die Darstellungskraft der Kunst: die Frage, ob Kunst die Verhältnisse nicht nur spiegeln, sondern auch offenlegen kann, durchzieht wie ein roter Faden das Werk der Künstlerin, die sich innerhalb ihres Stipendiumaufenthaltes auch und insbesondere mit den architektonischen, städtebaulichen und den sozialen Gegebenheiten des Ruhrgebietes auseinandergesetzt hat.

www.franciscagomez.de

 

Fotos: Stephan von Knobloch

 

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