Ausstellungsarchiv

Leetspeak

Florian Fausch, Janosch Jauch

Ausstellungsdauer: 27.01. – 03.03.2019

Janosch Jauch

Malerei, Collage, Fotogramm, sind nur einige Bezeichnungen, mit welchen man Janosch Jauchs Arbeiten umreissen könnte – man würde ihnen damit jedoch nicht gerecht. Vielmehr muss man ihnen zugestehen, dass sie aus einem Konglomerat aus verschiedenen miteinander verwobenen Techniken und Genres ein homogenes Werk ergeben, welches sich auf Leinwand präsentiert, aber eben nicht nur als Malerei bezeichnet werden kann.
Der Anfang eines jeden Werkes bildet eine Installation.Hier überdecken Palmblätter Skulpturen aus derben, dachlattenartigen, grob zusammengebrachten Holzstücken, amorphe Tonplastiken überschneiden sich mit Überbleibseln industriell gefertigter Zeugnisse unserer westlichen Zivilisation, mittendrin und halb verdeckt immer wieder Blüten und Blätter. Installationen, die durch die Einfassung mit Spiegeln zu Bühnen werden, auf denen sich allumsichtig ein Gewirr aus starr und beweglich wirkenden Formen präsentiert und darstellt. Diese Bühnen werden durch Fotografie ihrer tatsächlichen Mehrdimensionalität beraubt und digital bearbeitet. Im Zuge der digitalen Bearbeitung werden Striche, Linien und Zeichnungen eingewebt in das Geschehen der Bühne. Zeitgleich entstehen großformatige Leinwände, zum Teil aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt, zum Teil aus gleichen Stoffen. Ihnen gemeinsam sind jedoch die Nähte, die manchmal fein und grazil wie filigrane Zeichnungen erscheinen, dann wiederum wie klaffende Wunden, um den an sich ebenen Fläche Höhen und Tiefen zu verleihen.
Dabei erzeugt erst die Zusammenführung von fotografischem Abbild der Installationen, digitalem Eingriff und physischer Oberfläche mit Hilfe einer fotografischen Silberemulsion die eigentliche Arbeit. Die Überlagerungen von Formen und künstlerischen Techniken münden in einer Symbiose aus all diesen Produktionsschritten und damit in ein Werk, dass vermöge seiner verschieden Formen und Materialien als ein komplexer Bildkörper erscheint.
Janosch Jauch Intention besteht darin, ein homogenes Werk zu erschaffen, das alle ihm enthaltenen Teilbereiche gleichwertig und ohne Unterschiede behandelt. Am Ende steht eine freie und uneingeschränkte Kommunikation zwischen Werk und Betrachter im Mittelpunkt der künstlerischen Vorgehensweise.

(Text: F. Schulz-Pietsch)

 

Florian Fausch

Florian Fauschs Bilder sind utopische Architekturlandschaften, deren Regeln nach eigenen Gesetzmäßigkeiten funktionieren; es sind Orte und Nicht-Orte zugleich, die um den Begriff des Bildes kreisen. Klar umrissene scharfe Linien definieren architektonische Elemente, die sich wiederum in ungegenständlichen Motiven verlieren. So entsteht eine Gleichzeitigkeit verschiedener Ebenen und Malweisen. Die kantigen Formen erinnern an die Schnitttechniken von Collagen oder Schablonen, die für geometrische Kompositionen genutzt werden.
Seine Malerei bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Abstraktion und Figuration. Fausch, der während seines Studiums noch gegenständliche Landschaftsbilder malte, löste im Verlauf seiner künstlerischen Entwicklung die Wiedererkennbarkeit seiner Themen mehr und mehr auf, ohne sie allerdings je ganz zu negieren. Am Anfang eines jeden Bildes steht das konkrete Gerüst in Form einer Fotografie, sei es aus dem Fundus des Künstlers, dem Internet, aus einer Illustrierten, einem Computerspiel oder ähnlichem. Als ein Mensch, der wie selbstverständlich mit den neuen Medien aufgewachsen ist, bedient sich Florian Fausch bei der Motivsuche der allgegenwärtigen Bilderflut. Zeichnend kombiniert er die Anregungen aus der Welt der Print- und Internetmedien mit seinen eigenen Ideen. Die Zeichnungen fungieren Fausch als eine Form und Möglichkeit, Gedanken zu formulieren und festzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt und noch intensiver während des Malprozesses lässt er den Gedanken und Motiven freien Lauf, lässt zu und forciert überdies, dass sie sich verselbständigen. Betrachtet man die Bilder aus einer gewissen Distanz heraus, entdeckt man in ihnen fast so etwas wie eine gemalte Collage oder eine collagierte Bildererzählung, die uns Realität in ihrer Vielfältigkeit widerspiegelt. Immer aber spielt die entstandene Bildwelt mehr mit der Erinnerung an die Realität als mit der Realität selbst.
Bei Florian Fausch wird die Architektur zur Abstraktion der Farbe. Räumlichkeit und Tiefenwirkung entstehen aus dem bewussten Einsatz einer ungewöhnlichen, kontrastierend-leuchtenden Farbpalette, aber auch durch die besondere Malweise. Er trägt die Ölfarbe in dünnen, transparenten Lagen übereinander auf, so dass die unterschiedlichen Bildschichten wahrnehmbar werden. An gewissen Stellen schimmert die Leinwand noch durch und lässt einen Blick auf den Malgrund zu. Durch die Farbschichten mit ihren Leerstellen wird das Bild in seiner Körperlichkeit fassbar. Gleichzeitig gelingt es dem Maler, mit dem Bildaufbau eine illusionistische Wirkung zu erzeugen, so dass sich tatsächlicher und vorgetäuschter Raum begegnen. Seine Kompositionen zeugen von einem spezifischen Interesse für die Randzonen der Malerei.

(Karin Wellmann: Rede zur Eröffnung der Ausstellung „Räumliche Utopien“, Kunstverein Offenburg)

Fotos: Stephan von Knobloch