Ausstellungsarchiv

Objekte

Elisabeth Ensenberger, Regina Pemsl, Anne Sterzbach

Ausstellungsdauer: 14.08. – 05.09.1999

In der Ausstellung nehmen drei zunächst für sich stehende Arbeitsansätze zueinander und zum Raum Bezug: Die Positionen umfassen Bilder und mit Mohairwolle umstrickte Objekte von Elisabeth Ensenberger, filigrane Wandinstallationen aus Zeichnungen und kleinformatigen Plastiken von Anne Sterzbach sowie temporäre, ortsbezogene Fadenarbeiten von Regina Pemsl. So entsteht eine Spannung zwischen einer gemeinsam erzeugten Atmosphäre und den jeweils eigenständigen künstlerischen Profilen. Jedoch verstehen sie sich nicht als Künstlerinnengruppe, sondern sehen in der Kombination eine Verdeutlichung und Erweiterung der drei zunächst für sich stehenden Positionen.

Verbindendes Element in ihren Arbeiten ist das Interesse an der Wahrnehmung räumlicher und inhaltlicher Situationen und wie sie über eine Arbeit, im Kontext des jeweiligen Ausstellungsortes, auf unterschiedliche Weise transportiert, aufgeladen und reflektiert werden können.

Da sich alle Arbeiten mit Phänomenen der Räumlichkeiten, z.B. in ihrem Pulsieren zwischen Fläche und Dreidimensionalität, um die Spannung zwischen Bild, Erinnerung und Objekt, um die Reibung zwischen Ausstellungsort und Eigenständigkeit, befassen, gehen die Objekte, Zeichnungen und Installationen (über den Verlauf der Aufbauphase) auf diese Weise eine enge Beziehung zum Ausstellungsort ein.

Anne Sterzbach

Anne Sterzbach untersucht in ihren Zeichnungen, Wand- und Raumplastiken Linien in ihren unterschiedlichen Qualitäten, Materialitäten und Abstraktionszuständen – wie sie zueinander stehen und welche Richtungen, Geschwindigkeiten und Farbvibrationen sie im Raum schaffen. In der Ausstellung im Kunsthaus Essen beziehen sich Zeichnungen und Plastiken – jeweils getrennt voneinander – als ortsbezogene Installation auf die Arbeiten von Elisabeth Ensenberger und Regina Pemsl.

Regina Pemsl

Bei ihren Arbeiten handelt es sich um raum- und zeitbezogene Installationen in Innenräumen und Gärten. Sie beziehen sich sowohl auf den Raum als auch auf die Zeit. Für eine bestimmte Dauer entstehen sie vor Ort und für den Ort. Die Installationen, zu denen auch die Auf- und Abbauphasen gehören, vermitteln eine bestimmte Atmosphäre im Raum, die oft zur Bestehenden kontrastiert. Sie behalten nicht beständig ihre Form, sondern sind eher wie ein Konzert oder eine Reise einem Ablauf unterworfen, der zwar beendet wird, aber Erinnerungen ermöglicht. Diese Erinnerungen werden durch am Aufnahmestandpunkt installierte Dias in Diabetrachtern unterstützt. Betrachter, die die Installation im Raum vorher nicht gesehen haben, werden in einen schwebenden Zustand mehrerer Zeitebenen gleichzeitig versetzt.

Elisabeth Ensenberger

Elisabeth Ensenberger umstrickt Gegenstände aus dem Alltagsleben, mit denen jeden vertraut ist. Durch das Einstricken ist es möglich, diese Gegenstände auf eine andere Weise intim und anonym gleichzeitig erscheinen zu lassen, um das dynamische Spannungsverhältnis zwischen Bild und Erinnerung und der Gegenwart eines Objektes zu forcieren. Die Objekte entziehen sich über die veränderte Oberfläche einer rein funktionalen Betrachtungsweise, sie wirken wie unscharfe Bilder im Raum. Sie bekommen etwas Unfassbares, Ephemeres, Inkonsistentes; gleichzeitg übt die flauschige Oberfläche einen starken haptischen Reiz aus. Viele Menschen wollen sie anfassen, um zu prüfen, ob sie wirklich sind, ob etwas darunter ist. Die Farben der Wolle tragen ganz wesentlich zur Andersartigkeit und spielerischen Ironie der Objekte bei. Aus einem Gegenstand wird so etwas wie ein vibrierendes Standbild gemacht, eine Form von eingefrorener Bewegung. In allen Objekten haftet die Erinnerung, daß die aufgestellt, aufgemacht, hingestellt wurden. Auch bei den nichtgegenständlichen Objekten geht es ihr darum, die Betrachter in das Spannungsfeld einzubeziehen, das sich zwischen einer gestrickten Linie, einer gestrickten Fläche – im Kontext einer räumlichen Situation – über Form, Farbe, Material und Proportion entwickelt.

Fotos: Martina Achenbach