Ausstellungsarchiv

Groteske Welt

Eberhard Wagner

Bilder, Zeichnungen, Objekte

Ausstellungsdauer: 18.09. – 17.10.1998

Der Düsseldorfer Künstler Eberhard Wagner zeigt in Essen zum ersten Mal nicht nur seine kontrovers diskutierten Bilder, sondern auch Objekte und Zeichnungen, um so die Vielseitigkeit seiner Arbeit in einer Art Klein-Retrospektive zu demonstrieren.

Wagner, der in Düsseldorf bei Professor Hüppi studierte und 1991 den begehrten Villa-Romana-Preis erhielt, kreist in seinen Kunstwerken um die offensichtlichen Paradoxien und Ambivalenzen des alltäglichen Lebens und Scheiterns. Seine Arbeiten, meist Ölbilder, aber auch kleine Objekte aus einfachen Wohnungsgegenständen, erzählen in beinahe kindlich-süßer Manier  scheinbar vertraute Geschichten, jedoch nicht mit der Absicht, den Betrachter zu belehren oder um Realität nachzuspielen. Wagner ist vielmehr an den kleinen Verschiebungen interessiert, die eine ganze Szenerie ins Skurrile oder Abseitige kippen lassen. Seine Bilder und Objekte vermitteln auf den ersten Blick den Eindruck einer heilen Welt mit so alltäglichen Dingen wie Straßenbahnen, Häusern, Telefonzellen oder Menschen an roten Ampeln. Auch formal wird dieser Eindruck unterstützt, da Wagner sich einer Malweise bedient, die mit Weichzeichnereffekten agiert und Personen bzw. Gegenstände teilweise verniedlicht darstellt. Doch der Schein trügt, denn die heile Welt ist eben nur eine scheinhafte. Der alltägliche Wahnsinn fährt in jeder seiner Straßenbahnen mit. Trotzdem bleibt ein Hauch von Einfachheit haften, den er aber gerne bestehen läßt, da die Bilder ihm nur so auch selbst Spaß machen. Diese Herangehensweise entspricht seinem eigenen Empfinden und ist nicht Teil eines kühl inszenierten künstlerischen Konzepts.

Die kleinen Objekte Wagners erzählen ähnliche Geschichten wie seine Bilder. Aus Pappkartons gebaute Mini-Bühnen sind mit Stadtszenen und ähnlichem bemalt und im Vordergrund spielt sich eine Handlung ab, die durch Plastikmännchen oder kleine Gegenstände genauso vermeintlich naiv daherkommt, wie in der Malerei und Zeichnung. Dabei ist die Verbindlichkeit bzw. Lesbarkeit der Geschichten für Wagner eher sekundär; er macht lediglich Angebote, die der Betrachter dazu nutzen kann, sich seine eigene absurde Geschichte zu erfinden. Dementsprechend ist auch die Wirkung der Arbeiten sehr unterschiedlich, manche reizen zum Lachen, andere zur Kritik.

(Sven Drühl)

Foto: Ingrid Weidig