Ausstellungsarchiv

Vier Reisen zu drei Räumen – Foto- und Isofloc-Installationen

Dietmar Binger

Ausstellungsdauer: 08.10. – 05.11.1993

Der nächste Werksatz, um 1990 begonnen und wie der vorherige 1995 endgültig abgeschlossen, ist dagegen als Raum-Verschließung angelegt. Mit dem Recycling-Material „isofloc“ des Werksatzes „Die Entdeckung der Welt“ füllt Dietmar Binger Zwischenräume aus, glättet Kanten und ergänzt flächige Elemente durch die Hinzufügung einer dritten Dimension. So werden einige Schulstühle zusammengestellt und ihr Zwischenraum verdichtet, entsprechend auch Paletten, Heizkörper und Leitern ausgefüllt. Zudem werden auf gegebene Quadrate, etwa eines Badezimmers, kleine Quader gesetzt oder die Stufen einer Treppe mit einer Diagonale geglättet. Materialgemäß – der Werkstoff wird industriell als Dämmmaterial unter Hochdruck in vorgeschaltete Kammern geblasen und gepresst, während der Künstler die von ihm verwendeten Formen allein durch den Druck seiner Hände erstellt – existieren diese Arbeiten nur für kurze Zeit, denn sie zerfallen bei der leichtesten Berührung. Also müssen alle Installationen dokumentiert werden, selbstverständlich am besten mithilfe der Fotografie. Zunächst bemüht der Künstler noch befreundete Fotografen, doch als 1993 im Kunsthaus Essen, in bester Tradition der konkreten Kunst, eine ganze Reihe situativer Arbeiten von delikaten Raumbezügen entstehen, stellt Dietmar Binger fest, dass er wohl selbst am besten versteht, wie die Werke abzulichten seien. Komplexe Aufgaben der fotografischen Technik scheinen ihn dabei nicht zu plagen, denn die dunklen Objekte in hellem Raum werden mit präziser Handwerklichkeit aufgenommen und in prägnanten Bildern so zusammengefasst, dass alle Situationen direkt rekonstruierbar erscheinen.
(Rolf Sachsse)