Beatrix A. Müller
Ausstellungsdauer: 19.08. – 17.09.2000
Räume und Fenster, Licht und Schatten. Schichten, die den Menschen umgeben und mit denen er sich zu schützen versucht. Transparenz und Undurchlässigkeit, Statik und Dynamik. Ein Vorhang trennt Heiliges von Profanem, ist eine räumliche und optische Trennung, und läßt oft doch erahnen, was sich dahinter verbirgt. Er macht Unsichtbares sichtbar und läßt Sichtbares unsichtbar werden. Beatrix Müller greift dieses alte Motiv auf des Vorhangs in ihren Rauminterventionen und -installationen auf und macht neugierig auf das, was sie verhüllt. Sie nimmt die Fenster als Maßstab und hängt sie als Vorhänge zwischen tragende Pfeiler. So entsteht eine doppelte Fassade, korrespondierend zur doppelt gelegten PE-Folie, eine semipermeable Membran, die als einzigen Stoff nur Licht durchläßt. Bei den Kuben nimmt sie ebenfalls Maß, aber diesmal nicht an der Architektur, sondern an sich selbst, an ihrer Möglichkeit der guten Handhabbarkeit, ähnlich wie Le Corbusier den menschlichen Körper zum Maßstab seiner Architektur machte. In der Ausstellung geht es um die Wahrnehmung unserer Umgebung, der Häute, mit denen wir uns umgeben: Die menschliche Haut ist uns am nächsten, und im embryonalen Zustand umfängt uns die Matrix, die Gebärmutter. Es folgen die textile und dann die architektonische Haut, die uns oft zu selbstverständlich ist. Der Betrachter kann seine Position im Raum reflektieren, sich seiner Grenzen, Raumerfahrungen und Sehnsüchte bewußt werden.
(Ute Haug)
Das unprätentiöse Material der PE-Folie läßt durch seine Leichtigkeit und materielle Reduktion die Raumelemente zeitlos erscheinen. Nicht nur diese Zeitlosigkeit, auch die Fragilität sind Merkmale der so neu entstandenen Räume… Eingepackte Volumina sowie ausgegrenzte Bereiche eines Raumes laden zu einer neuen Raumerfahrung ein.
Mit dieser Thematik arbeitet die Künstlerin schon seit einigen Jahren. Vom Raum im Raum bis zu imaginären unantastbaren Volumen gehen die Plastikarbeiten von Beatrix Müller immer speziell auf den Ausstellungsraum ein. Sie tragen Merkmale des Raums, wenn auch in leicht veränderter Form. Die Installationen sind nur für eine überschaubare Zeit geschaffen, in der sie stetig durch die Aktionen der Menschen im Raum in Bewegung bleiben. So sind die Betrachter zur sinnlichen Wahrnehmung der Räume aufgefordert.
Fotos: Ingrid Weidig