Ausstellungsarchiv

JEZ KOMMZ DICK

Balz Isler

Ausstellungsdauer: 06.05. – 01.07.2012
Abschlussausstellung zum 14. Stipendium „Junge Kunst in Essen“. Ein Kooperationsprojekt mit dem Kunstring Folkwang.

Balz Islers Bewerbung für das Stipendium „Junge Kunst in Essen“ präsentierte der Jury in geradezu minimalistischer Form ein künstlerisches Werk, das sich zwischen Videoarbeiten, performativen Aktionen, Soundscapes sowie digitalen Bild- und Klangmontagen bewegt.

Zu Beginn seines Stipendiumsantritts im September vergangenen Jahres erkundete der Künstler zunächst eingehend seine unmittelbare Umgebung. Seinen bisherigen Ideen folgend, Fundstücke aus dem Internet in Form von Bildern, Filmen, Clips und Klangfetzen neu zu assoziieren, hielten nun Fundstücke der physisch erlebbaren Wirklichkeit wie Plastikkannister, Rohre, Kinderspielzeug, abgerissene Gummireste und allerlei buntes, vom Schlamm des nahe gelegenen Baldeneysee-Ufers verkrustetes Verpackungsmaterial Einzug in sein künstlerisch verwertbares Materialarchiv. Balz Isler schafft durch Umwidmung und Neuorganisation von Zusammenhängen lebendige Fiktionen aus gegebenen Materialien, aus ver- und gebrauchten Dingen, die eine eigene Geschichte transportieren und die nun in sein Bildgedächtnis integriert werden. Balz Isler entreisst die Dinge, diese gefundenen körperlichen Zeugen des hemmungslosen Konsums dem ständigen Kreislauf des geistlosen Gebrauchens und Wergwerfens und transformiert diese in einen künstlerischen Kontext, womit sie, in eine neue Umgebung versetzt und mit Gegenständen ungewohnt neu kombiniert, ein unmittelbares Hinterfragen des eigenen Konsumverhaltens in Gang setzen.

Elektronische Kommunikationswege wie Wort, Musik und Gesang performen, das Virtuelle greifbar und haptisch erlebbar machen und es in virtuelle Klangplastiken gießen – Balz Isler stellt ihnen lebendige Alltagsplastiken gegenüber und verknüpft diese raum- und systemübergreifend zu einem erzählerischen Kosmos, der mit vielfältigen Aussagen über das Leben, die Gesellschaft und die menschliche Kommunikationsfähigkeit belegt ist. Gefundenes – sei es aus dem Internet gefischt oder aus der Ruhr hervorgeholt – erhält eine neue Wertschätzung. Reize fürs Auge, für das Ohr, Reize für das Gehirn – eine Begegnung mit dem Werk von Balz Isler betrifft die Betrachter als Menschen immer ganz, immer vollständig und immer unmittelbar, körperlich, sinnlich wie emotional.

www.balzisler.org

Fotos: Stephan von Knobloch