Ausstellungsarchiv

9 und Kurve

Astrid Nippoldt

Abschlussausstellung der 5. Stipendiatin des „Stipendiums Junge Kunst in Essen“
Ein Rotary Projekt im Kunsthaus Essen
Ausstellungsdauer: 24.05. – 06.07.2003

„Skeptiker mögen meine Idee der medialen Großinszenierung nicht, die reißerische Attitüde des tollkühnen Projekts. Oder den Geruch von Fußball. Andere sind Feuer und Flamme. Sportsfreunde, aber auch Anhänger der Opulenz und des Größenwahns begegnen mir mit freudiger Erwartung.

Gewiss ist, dass ich mich mit der großspurigen Ankündigung ordentlich vergaloppiert habe. Was bleibt mir übrig, als Tapfer, brav und heimlich in die Arena zu pilgern und meiner Schnapsidee der monumentalen Intervention nachzujagen? … Ist es Mutprobe oder künstlerischer Gehorsam und Pflichterfüllung?
Eine Grenzerfahrung am Tor-Aus – dem kapitalen Hirsch in die Augen schauen. Auf dem Heimweg kam ich kürzlich an der Trabrennbahn vorbei, als plötzlich ein infernalisches Unwetter hereinbrach.“

wy o ming ist ein Thriller in 90 Sekunden. Doch wo findet er statt? Die Perspektive ist unerbittlich auf den Himmer gerichtet. Fanfaren, Hufgetrappel und Schüsse kündigen Dramatisches an. Ab und zu rasen Baumkronen und Büsche vorbei. Statt einer Horde Büffel knallt doch nur ein Strommast durchs Bild. Bevor man sich gefragt hat, ob dieser in einen klassischen Western gehört, ist er schon wieder aus dem Bild verschwunden.

Astrid Nippoldt überzeugt durch Ideenreichtum, Experimentierfreudigkeit, bildnerische Intelligenz und souveränen Umgang mit der Technik. Stets geht sie von der Wirklichkeit und ihren Absonderlichkeiten aus, denn frei nach Paul Auster „darf man die Welt nicht aus den Augen lassen“.

In der Rolle einer neugierigen Beobachterin spürt sie interessante Orte, absurde Szenen und atmosphärische Kippmomente auf: Eine Kirche im Scheinwerferlicht am Abgrund, ein Trabrennen in infernalischem Schneegestöber, ein verpasstes Erdbeben …
In den Videos Astrid Nippoldts gerät die Welt durch den Zusammenschnitt disparater Elemente aus den Fugen, und es entstehen irritierende Perspektiven.

Der erste Eindruck bei „Heroic Turn“: Schnelle hektische Bilder, direkte frontale Konfrontation, kreisende Bewegungen oder Verkehrungen von oben und unten. Die Künstlerin ist das Objekt der Kamera und der Dreh- und Angelpunkt eines Geschehens, das man nicht sofort begreift. Sie ist diejenige, die die Kamera führt, eine Funktion, die in der üblichen Filmproduktion immer versteckt bleibt., aber hier ist die Kamerafrau mitten im Bild, sie handelt für die Kamera, mit ihr und wegen ihr.