Anna Fiegen, Christian Henkel, Frank Maier
Ausstellungsdauer: 08.09. – 13.10.2019
Die Ausstellung führt drei Berliner Künstler*innen zusammen, die sich auf unterschiedlichen gestalterischen Ebenen mit dem Phänomen Raum beschäftigen – sei es als konzeptueller Bestandteil von Malerei und Bildhauerstrategien oder als Reflexzone für die künstlerische Auseinandersetzung mit zivilisatorischen Prozessen.
Anna Fiegen
Anna Fiegen arbeitet vorwiegend mit Malerei und Druckgrafik. Sie löst urbane Architektur aus ihrem Kontext und inszeniert sie unter Einsatz von Licht und Schatten in menschenleeren Landschaften aus großen, ruhigen Farbflächen, in denen die Gebäude als zivilisatorische Spuren zu Projektions- und Identifikationsobjekten werden.
In ihren neueren Arbeiten lässt sie dem malerischen Zufall mehr Entfaltungsräume. Anna Fiegen experimentiert mit der Materialität von Ölfarbe in verschiedenen Zuständen – mal flüssig, mal pastos. Sie forscht zur architektonischen Stilepoche der Nachkriegsmoderne mit Fokus auf utopischen Ansätzen wie dem Brutalismus.
Christian Henkel
Christian Henkel arbeitet als Bildhauer und Maler. Seine Arbeit findet immer an oder auf dem Objekt und im Raum als Installation statt. Alle Arbeiten definieren sich durch eine starke, individuelle Erscheinung, welche sich in ihrer eigenen Farbgebung manifestiert. Sie sind mit Ölfarben, Lacken, Kreiden, Pigmenten bemalt oder aus diversen Materialien collagiert. Farbe erscheint als Material und Material ist Farbe. Dazu reihen sich eine eine Anzahl gefundener Objekte und Dinge in ihr Bausystem ein. Das können folkloristische Trödelfunde sein oder Strassenmüll. Henkels Denken basiert auf einem visuellen Verständnis und einer Untersuchung der Dinge, die ihm begegnen. Vor einigen Jahren hat Henkel selbst seine Arbeitsmethode „Amateur Standard“ getauft. Der „Amateur“ wird hierbei zum passionierten Volkskünstler und nicht zum Dilettanten. Zu viel an Perfektion und kühler, berechnender Virtuosität tötet die Sache. Der „Standard“ dabei sind die eigenen Regeln. Gleichermaßen geht es um Raum, Farbe, Form, Material und Inhalt.
Der Künstler begreift sich als formalistisch, konstruktivistischen Materialpoeten. So geht es bei Skulptur objektiv um Raum, physischen, realen Raum und reale Präsenz im herkömmlichen Sinne und im übertragen Sinn um einen künstlerischen Reflex auf soziokulturelle Ausprägungen. Räumlichkeit ist die totale Direktheit im Umgang mit Realität. „Die Perspektive ist das Bild und das Malen findet auf der Oberfläche der einzelnen Skulptur statt. Der öffentliche und der private Raum sind geprägt von Architektur und Design. Das ist Skulptur, zumeist unter dem Diktat des Verwendungszwecks. Und in diesem Zusammenhang eben auch immer eine Auseinandersetzung von Raum, Material und Funktion, eingebunden in ihre jeweilige entstehungsgeschichtliche Epoche. Das ist mein Fundus. Daraus bediene ich mich. Hinzu kommt mein lebendiges Interesse an den, ebenso allgegenwärtigen, Formfindungen von Designern, egal ob Fahrradrahmen oder Klopapierhalter. Alles um uns herum kann als Raum wahrgenommen werden und ist somit von Grund auf Potenzial.“
Frank Maier
„Meine eigenen Arbeiten zielen in erster Linie nicht auf das Muster, die stimmige Komposition ab. Sie besprechen vielmehr eine haptisch stoffliche, eine real erlebte, eine narrative Ebene. Es werden konkrete Situationen und Motive auf den Bildern verhandelt. Malerei als eine spezielle kulturelle Konstruktion von Realitat. Malerei behandelt meiner Auffassung nach immer ein Segment, einen Ausschnitt aus der Realitat der personlichen Wahrnehmung, die zwangslaufig der eigenen Herkunft und den eigenen Produktionsbedingungen und der Fokussierung, dem eigenen Interessen- und Entscheidungsbereich Rechnung tragt. Ob Malerei sich abstrakt oder gegenstandlich äussert, ist dabei unerheblich.
Die Beschaftigung mit Malerei, als künstlerisches Medium, brachte mich in den letzten Jahren zunehmend stärker weg vom Bild als ruhendes, kontemplatives Gegenüber, hin zum erzählenden, berichtenden, bewegten Gegenüber. Die körperliche Präsenz des Bildes gegenüber der Betrachterin, dem Betrachter hat sich erhalten. Keine der Arbeiten befindet sich auf einem Keilrahmen, alle Leinwande sind über speziell für die Arbeiten gebaute schmale Kisten gezogen, membranartig. Sie werden gehalten und umfasst von Rahmenleisten, die den Abstand der jeweiligen schmalen Kiste zur Wand, das körperliche Hervortreten der Arbeit, noch unterstreichen. Aber in erster Linie geht es natürlich um das Bild, die Malerei. Und diese eben rückt immer mehr konkrete Motive und Szenen in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Oft auch nur fragmentarisch, aber immer die Anordnung auf dem Bild bestimmend. So ordnen sich die vermeintlich freien, abstrakten Elemente nicht einer freien Komposition unter, sondern der im Titel des Bildes nachvollziehbaren szenischen, oder einem Motiv geschuldeter Struktur. Die Dynamik, die sich ergibt, einerseits durch die freie Assoziation der Formen, im Gegensatz zu ihrer festgelegten Rolle im Bild, die ich ihnen zuschreibe um den Bezug zum Motiv zu erzeugen, macht das Anschauen der Bilder zu einem der Membran-Metapher sehr nahen Vorgang.“ (Frank Maier)
Fotos: Stephan von Knobloch
Gefördert durch