Ausstellungsarchiv

What we perceive – Was wir wahrnehmen

Alexander Hagmann, Marie Köhler, Heide Prange, Marcus Simaitis, Marina Rosa Weigl

Ausstellungsdauer: 09.11. – 14.12. 2014

Seit 2011 existiert der Masterstudiengang für Fotografie im Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund. Schwerpunkt ist hierbei die Professionalisierung der jüngsten Fotografengeneration auf den Gebieten der Themenentwicklung, der theoretischen und wissenschaftlichen Recherche sowie der Präsentation. Ziel des Studiengangs ist die Hinleitung und Realisierung eines eigenständigen Projektes das aus allen Sparten fotografischer Bildsprachen kommen kann. Dass dieses Spektrum angenommen wurde und in beeindruckender Art und Weise umgesetzt ist, zeigt die Präsentation im Kunsthaus.

‚What we perceive‘ schließt an programmatische Vorstellungen der Fotografie-Geschichte an, die sich seit den 1930er Jahren entwickelt haben. Ausgehend von Walker Evans ‚Documentary-Style‘, über die Ideen von Edward Steichens Philosophie von ‚Family of Man‘, bis hin zu John Szarkowskis wegweisenden Formulierung einer neuen Dokumentarfotografie Mitte der 1960er Jahre, die nicht mehr allein sozialen Appellcharakter habe, sondern vor allem eine persönliche Haltung des Fotografen erkennen lasse, stehen hier Pate. Konzeptuelle Ansätze stehen in direkter Linie zu Projekten der 1920er Jahren, in der die Kamera als Werkzeug für die Darstellung einer ‚Neuen Sehweise‘ wurde, vor allem theatralischer Momente. Die Ausstellung zeigt die ersten Alumni-Projekte des Masterstudiengangs und daraus sich ergebende Folgearbeiten. Es sind eigenständige fotografische Positionen, die hier erstmalig in präsentiert werden und die darüber hinaus zeigen, was aktuell von der jüngsten Fotografengeneration im Ruhrgebiet und in Deutschland wahrgenommen und erfasst wird.

 

Alexander Hagmann

Alexander Hagmann hat sich die Frage gestellt, was weiß die Fotografie heute vom Tanz und wie reagieren sie aufeinander? Die Arbeit ‚Korpus‘ setzt sich mit der Lesbarkeit und Darstellung tänzerischer Bewegung in dem Medium Fotografie auseinander. Reduziert auf eine Zeichendarstellung und ihre Wechselwirkung zwischen dem fotografischen Abbild und einem Kinetogramm, einer Schrift für das Aufzeichnen von Tanzschritten, beschreibt sie die Transformation von einem Schriftzeichen in ein fotografisches Zeichen. Die an den indexikalischen Duktus gebun­dene Fotografie dient innerhalb der Arbeit einerseits als Zeichenvorlage, um zugleich wieder zu einem solchen Zeichen zu werden.

www.alexanderhagmann.com

 

Marie Köhler

Marie Köhler hat für ihr Masterprojekt in Burkina Faso im Operndorf von Christoph Schlingensief mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Der Kinderblick auf die eigene Lebenswirklichkeit ist ihr Thema und offenbart eine poetische Sichtweise auf eine Region. Im Anschluss hieran hat sie ein weiteres Projekt in Ruanda gestartet, ein Land von dem die Vorstellung vor allem durch die schrecklichen Bilder des Genozids, die vor 20 Jahren um die Welt gingen, geprägt ist. Auch in diesem Projekt steht für Marie Köhler im Vordergrund was Kinder sehen. Erstmalig werden Arbeiten dieser Serie in Deutschland präsentiert. www.machdireinbild.com

 

Heide Prange

Heide Prange untersucht die Frage ob die Schönheit Fehler haben kann und zeigt in ihrer Portrait-Serie Menschen mit offensichtlichen Makeln. Ihre Arbeit ‚Die Frau mit dem Fleck im Gesicht‘ zeigt Menschen mit genetischen Besonderheiten im Gesicht, einem Merkmal, das aus dem Detail heraus die gesamte Betrachtung und Beurteilung des Gesichts beeinflusst. Mit ihrer sehr ruhigen Bildsprache entstanden intensive Portraits, die zur Reflexion über die Empfindung von Schönheit und Authentizität anregen. www.heideprange.de

 

Marcus Simaitis

Marcus Simaitis ist Bildjournalist im klassischen Sinne. Er arbeitet dort wo Bilder etwas erzählen können, wo Worte versagen, zum Beispiel über das Schicksal der Saharauis in der Westsahara. In seiner Arbeit ‚Aus der Wüste‘ besucht er dieses vergessene Volk. Mehr als zwanzig Jahre verbringen sie jetzt schon mit Warten. Warten auf ihre Menschenrechte, auf Freiheit, auf ihr eigenes Land – auf ein Referendum, welches Ihnen von den Vereinten Nationen zugesprochen wurde. Die Westsahara ist ihre Heimat aus der sie geflüchtet sind, als Marokko diese besetzt hatten. Viele von ihnen leben heute in die algerische Wüste. Dort harren sie aus, in einem der lebensfeindlichsten Gebiete dieser Welt, abhängig von den Almosen der internationalen Gemeinschaft. In seiner Präsentation gibt er Einblicke in die Lebenssituation zwischen Wüste und Meer, abgeschnitten vom Rest der Welt und portraitiert die Menschen und ihre Schicksal.

www.marcus-simaitis.de

 

Marina Rosa Weigl

Marina Rosa Weigl inszeniert in ihren Arbeiten die Kehrseite des Lichts. Sie spielt mit unseren Vorstellungen von Körper, Natur und Leben, indem sie scheinbare Gegebenheiten andeutet, verhüllt oder ausklammert und neue surreale Bildwelten entstehen lässt. Ihre installative Arbeit trägt von daher den Titel ‚LUX‘. Assoziativ arbeitet sie hier sowohl in den Inszenierungen selbst, als auch im gleichnamigen Fotobuch mit der Idee der Lochkamera.
www.marinaweigl.com

 

Fotos: Stephan von Knobloch

Das Projekt wird mit Zuschuss der Bezirksvertretung II der Stadt Essen sowie durch Unterstützung der Sparkasse Essen gefördert.