Paul Barsch, Jens Braun, Tobias Töpfer, Suzanne Wild
Ausstellungsdauer: 15.01. – 21.02.2010
Das Ausstellungsprojekt vereint vier unterschiedliche Positionen gegenwärtiger Malerei. Ablesbar wird an den ausgestellten Werken die Bandbreite, mit der sich das Medium erfolgreich gegenüber dem digitalen Bilderfundus behaupten mag, indem es eigenständige faszinierende Wahrnehmungsmöglichkeiten vermittelt.
Paul Barsch (geb. 1982) verarbeitet in seinen Bildern und Papierarbeiten das reichhaltige Reservoir an Einflüssen und Eindrücken, die derzeit die herrschende Popkultur in atemberaubender Fülle liefert und vermittelt. Dabei gelingt dem Künstler eine malerisch überzeugende wie zuweilen respektlos provokative Auseinandersetzung mit religiösen, musikalischen, kulturellen und künstlerischen Bezugssystemen heutiger bildgestützter Jugendkulturen, die im Werk von Paul Barsch mit einer schier unüberschaubaren Fülle an innovativen Bildfindungen zu einer adäquaten Erscheinung finden.
Jens Brauns Bilder beschreiben einen unerwarteten Zugang zur malerischen Gattung: Als Kleinformat treten sie hinter den großformatigen Papierarbeiten des Künstlers zurück. Inhaltlich visualisieren Brauns unspektakulär wirkende Kleinformate die Fremdheitserfahrung einer realistisch vorgetragenen, uns scheinbaren Dingwelt. Braun isoliert die Gegenstände aus ihrem Umfeld und platziert sie vor einem neutralen Fonds, so dass jeder funktionale Bezug ebenso fehlt wie jede Größenrelation, die sich erst im Verhältnis zu anderen Gegenständen erschließt. Ganz überraschend ist diese Kunst freilich nicht, In nahezu altmeisterlicher Perfektion sieht man etwa auf einem Bild ohne Titel eine Künstlerhand, mit Bleistift bewaffnet, die Maß nimmt vor lakonisch gesetzten, der Abstraktion zugehörigen Halbkreisflächen. Jens Brauns Bilder lassen offen, wo der Realismus beginnt und wo er aufhört.
Auf die Arbeiten von Tobias Töpfer (geb. 1981) trifft am Besten die Formulierung „Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ zu. Seine Zeichnungen und Malereien thematisieren die Facetten eines Lebens zwischen gelassener Belanglosigkeit und Ernsthaftigkeit, wie sie in Bildern mit Titeln wie „vielleicht morgen“ beschrieben werden. Tobias Töpfer schafft es mit seinen sinnstiftenden Metaphern beide Seiten der gleichen Medaille zu zeigen. Leichtigkeit, Witz und Gelassenheit existieren in seiner Welt stets parallel zu Melancholie, Langeweile, Zeitvergeudung und der Angst vor dem Scheitern und werfen den Betrachter somit letztendlich auf dessen eigenen Lebensentwurf zurück.
Betrachtet man die Werkgruppe der Interieurs von Suzanne Wild (geb.1960), wird sehr bald deutlich, dass die so gegensätzlichen Bildgattungen – Landschaft und Interieur – Außenraum und Innenraum – im Werk von Suzanne Wild eine spannungsvolle Verbindung eingehen. Ihre Interieurs setzen sich hinweg über die einengenden Grenzen des Raumes und stehen damit in unmittelbarer Nähe zu den Landschaftsbildern. Suzanne Wilds Innenräume sind weit und offen, wie ihre Landschaften. Ja, zuweilen scheinen sie in eine Landschaftsdarstellung überzugehen. Das Tageslicht muss sich hier nicht erst seinen Weg durch Fensteröffnungen bahnen. Diese Räume sind Licht. Charakterisiert durch Opal- und Silbertöne, gleißendes Weiß, kühles Blau oder unwirklich schimmerndes Rosa. In ihren vergleichsweise kleinen Formaten erreicht Suzanne Wild eine große malerische Dichte und Qualität. Die Ölfarbe, die sie mitunter dick aufträgt, um sie schließlich zugunsten aufregender Effekte wieder abzukratzen, erfährt sie physisch, was sich dem Betrachter unmittelbar mitteilt. Die Materialität der Farbe wird inszeniert und unmittelbar erfahrbar. Pastose Partien stehen neben brutal abgekratzten, äußerst dünnschichtigen Flächen. Der physischen Erfahrbarkeit der Farbe steht der mitunter zerstörerische Umgang mit dem Material gegenüber.
Fotos: Stephan von Knobloch