10. Stipendiatin des Stipendiums „Junge Kunst in Essen“, 2007/2008
Ein Rotary-Projekt im Kunsthaus Essen
Anna Lea Hucht (geb. 1980 in Bonn) studierte von 2000 – 2005 an der Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe bei Prof. Erwin Gross. 2005 – 2006 absolvierte Sie ihr Meisterschülerin-Studium bei Erwin Gross. Sie lebt und arbeitet in Karlsruhe.
Anna Lea Hucht beschäftigt sich in ihren Zeichnungen mit der Einbettung von Personen in ihre subjektive Welt. Die Wahl der Szenerie von persönlichen Räumen, die fast schon an Milieustudien erinnern, und die Auswahl der Perspektive erwecken die Neugier des Betrachters, der sich in einer Beobachterrolle wiederfindet.
Innenräume bilden ein wichtiges Motiv im Werk von Anna Lea Hucht. Ihre gleichermaßen großzügig wie detailliert angelegten Zeichnungen und Aquarellen von Zimmern, Küchen, Wohnsituationen werden von einer unterschwelligen Spannung durchzogen. Etwas Unheimliches macht sich breit, wobei die Künstlerin alles unternimmt, um genau den Punkt zu treffen und zu halten, an dem sich realistische Wahrnehmung und surreales Empfinden nicht voneinander trennen lassen. Die Interieurs sind nicht einfach Zustandsbeschreibungen, Genreszenen heutigen Lebens. Sie geben vielmehr der vagen Ahnung Raum, dass hinter den scheinbar so selbstverständlichen, völlig „normalen“ Ansammlungen von Gegenständen noch unbekannte Aspekte von Wirklichkeit schlummern könnten. Jedes Ding hat eben mindestens zwei Seiten. Und so ist auch das Motiv des Auges, das Anna Lea Hucht zusätzlich zu den Zeichnungen auf Majolika-Vasen anwendet, allemal ambivalent. Bei ihr werden die Augen zur Metapher für einen unergründlich reichen, beziehungsreichen und nicht selten abgründigen Kosmos.
Fotos: Stephan von Knobloch