9. Stipendiat des Stipendiums „Junge Kunst in Essen“, 2006/2007
Ein Rotary-Projekt im Kunsthaus Essen
Simon Halfmeyers (geb. 1974) künstlerisches Interesse gilt der Thematisierung des Verhältnisses von „unberührter“ Natur und konstruierten, künstlich angelegten Naturlandschaften. Aus dem Bewusstsein heraus, dass „es uns gar nicht möglich ist, so genannte unberührte Natur überhaupt als solche zu erkennen, da wir in Inszenierungen aufwachsen“ und von ihnen ständig umgeben sind, entwirft der Künstler fantastisch schwebende, transparente Alternativ-Landschaften, die sich aus alltäglichen Naturinszenierungen und erlebten Stadträumen zusammenfügen. Seine grafisch konstruierten Wandbilder erschaffen fiktive Landschaften, die auf klassischen Kompositionsprinzipen wie Perspektive und Proportion beruhen. Ausgesprochen erfindungsreich spielt der Künstler dabei mit verschiedenen Wahrnehmungsebenen. So werden einzelne Motive in unverhältnismäßiger Nahsicht gezeigt und damit aus dem architektonisch konstruierten Liniengerüst herausgezoomt, während andere von abstrakten Linien überschnitten und damit in einen kristallin gestalteten Gesamtzusammenhang eingeglieder werden.
Halfmeyers Bildmotive stammen größtenteils aus Gewächshäusern, Orangerien, naturhistorischen Museen und Shopping Malls, deren charakteristische zellenförmige Glasbauweise in den Zeichnungen einen entsprechenden Widerhall finden. Die damit erreichte Durchdringung von Aussen- und Innenansicht hinterlässt bei den Betrachtern ein bestimmendes Gefühl der Schwerelosigkeit.
Simon Halfmeyers Auseinandersetzung mit inszenierter Künstlichkeit findet auch mit seinen skulpturalen Arbeiten zu einem prägnanten künstlerischen Ausdruck. Seine aus Holz gefertigte, mit „Ich war noch nie in Herrenhausen“ betitelte „Hecke“ orientiert sich in Größe und Anlehnung an der barocken Gartenkultur. Wie bei einer gewachsenen Hecke haben die Betrachter auch hier Gelegenheit, in und gleichzeitig durch die Hecke zu sehen und sich damit optisch auf das künstlerisch initiierte Wechselspiel zwischen Sichtbarem und Verborgenem einzulassen.
Fotos: Ingrid Weidig