Stipendium Junge Kunst in Essen

PHILIPP MORLOCK

8. Stipendiat des Stipendiums „Junge Kunst in Essen“, 2005/2006

Ein Rotary-Projekt im Kunsthaus Essen

Philipp Morlock (geb. 1974), aufgewachsen in Stuttgart, Freiburg und Düsseldorf, studierte ab 1998 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste bei Andreas Slominski und Harald Klingelhöller, als dessen Meisterschüler er im September 2004 sein Studium beendete. 2002 erhielt er das Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes und 2004 das Graduierten-Stipendium des Landes Baden-Württemberg.

In Philipp Morlocks Abschlussausstellung „Ich bin schon da“ präsentierte er neue Objekte und Installationen. In seinen Skulpturen mischen sich Orte und Zeiten, innere, ganz und gar individuelle, und äußere, kollektive und soziale. In ihnen verdichten sich unterschiedliche historische, soziale und mentale Bewegungsarten, so dass Gestalt zu einem vielfach aufgeladenen Bedeutungsträger wird.

Kunst und künstlerisches Arbeiten sind bei Philipp Morlock Prinzipien einer Möglichkeitsform und stets von umherschweifendem Tun bestimmt. Er ist ein Nomade, reist viel durch Deutschland und Europa und unternimmt Zeitreisen in die Vergangenheit: Seine Skulpturen und Installation verbinden Vergangenes und Gegenwärtiges, Pathos und Humor, Illusion und Realität. Im Jahr 2000, nach seinem ersten Studienjahr, goss er in Freiburg 2 qm Acker in Beton, belud damit einen Anhänger und fuhr ihn mit einem Traktor vor die Akademie in Karlsruhe.

Inspiriert von der Kutsche, mit der Goethe nach Italien fuhr, baute er seine „Reisekutsche“, die, von unsichtbaren Einhörnern gezogen, Station machte an der Kunst- und Ausstellungshalle Bonn.

Sein jüngstes Projekt ist „Vom Wandern und Fegen“. Philipp Morlock sammelt Wanderstockembleme, montiert sie auf benutzte Besen, natürlich nicht ohne den obligatorischen Hirschen, und präsentiert sie innerhalb einer Installation als kleinformatige Fotografien.

Anlässe, Anregungen und letztendlich Zündfunken zur Ausführung von Objekten, die das weite Feld seiner Darstellungsweisen bestimmen, sind mehr als vielfältiger Natur. Zwischen den paradoxen Vorstellungen einer virtuellen Natur und einer großstädtisch geprägten unendlichen Weite wildert Philipp Morlock mutwillig zwischen Bildhauerei, Plastik, Skulptur und Installation. Die konzeptuelle Kontinuität bleibt zunächst der genauen Beobachtung durch die Betrachter vorbehalten.

„Bestand eine Arbeit gegen Ende seines Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe aus einer stattlichen Anzahl von Seifen in für ihren Transport vorgesehenen Steigen, die wie gerade abgestellt mit einem schnell hin gekritzelten „Bin gleich zurück“, die Betrachter zur provozierten Selbstbedienung aufforderten (oder etwa nicht?) – so brachte das „winning piece“ bei der Auswahl zum Graduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg, ein fahrtüchtiges Mofa der frühen 70er, eine Kreidler Florett in Orange, deren Tankdeckel mit aufgenieteten BMW-Emblemen verziert war, seine brauchbare Unbrauchbarkeit in seltsam sentimentaler Eintracht zum Vorschein. Seitdem bastelt und verkompliziert Philipp Morlock weiterhin Einzelobjekte, die als Kunstwerke unter anderem eines zu zeigen scheinen: die Schönheit einer Welt, die es beinahe einmal gegeben hätte.“

(Axel Heil, Prof. für Experimentelle Transferverfahren, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe)

Fotos: Ingrid Weidig