Stipendium Junge Kunst in Essen

CARO SUERKEMPER

1. Stipendiatin des Stipendiums „Junge Kunst in Essen“, 1998/1999

Ein Rotary-Projekt im Kunsthaus Essen

Vom 16. April bis 16. Mai präsentierte Caro Suerkemper im Kunsthaus Essen und in der Musterwohnung der Bergarbeitersiedlung „Margarethenhöhe“ ihre Abschlussausstellung.
„Das Meer. Oder. Die See. Fragen Sie nicht. Bilder sind klüger oder auch dümmer. Und da. Immer schon vorher. Vor Ihnen. Wie das Meer. Sparkassenaufforderungen flattern ins Raumzeitkontinuum von Häuslichkeit. Wo die ach so blasse Haut wohnt und davor das Meer ‚Hoffnung‘ ruft. Sie müssen aber nicht loslaufen …..“

„Die Künstlerin hört bei der Arbeit Kantaten von Johann Sebastian Bach, wenn sie sich auf den Weg macht, in Darstellungen, die gemeinhin als pornographische bezeichnet werden, Anmut und Würde der „Unzüchtigen“ zu entdecken, denn nichts anderes bedeutet das griechische pornea, Unzucht. Altmodisches Wort, möchte man meinen, so unschuldig wie das Lächeln mancher ihrer Figuren. Figuren, die sich nicht im Blick des anderen spiegeln, sondern nur in Räumen, die ihnen ihre eigenen Farben zurückwerfen, brauchen jene Barmherzigkeit, von der die Bachkantate ‚Ich will den Kreuzstab gerne tragen‘ (BWV 56) spricht, und in der die Künstlerin ein Ideal sieht, dann nämlich, ‚wenn das wütenvolle Schäumen sein Ende hat‘. Plötzlich zeigt sich in den vermeintlichen Praktiken säkularisierter Sexualität ein seelischer Raum, gerade dort, wo alle Erwartung dies nicht erlaubt, weil es den ungehemmten Genuss zerstören würde. Ein Skandalon.

(Text: Tanja Langer: Kat. Anmut und Würde. 2010)